Attentat in Tunesien Attentat in Tunesien: IS bekennt sich zu Terroranschlag in Tunis
Tunis - Zu dem Anschlag auf das Nationalmuseum in Tunis mit mindestens 21 Toten hat sich die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) bekannt. In einer am Donnerstag im Internet verbreiteten Audio-Botschaft drohte der IS zudem mit weiteren Anschlägen.
Nach dem Attentat, bei dem am Mittwoch 20 ausländische Touristen getötet wurden, nahmen die tunesischen Behörden neun Verdächtige fest. Vier von ihnen stünden laut der Regierung „in direkter Verbindung“ mit dem Attentat vom Vortag, erklärte die Präsidentschaft am Donnerstag. Zwei Angreifer waren am Mittwoch erschossen worden.
Nach jüngsten Angaben der tunesischen Regierung wurden bei dem Attentat mindestens 21 Menschen getötet, unter ihnen 20 Ausländer. Deutsche Touristen sind offenbar nicht unter den Opfern. „Wir gehen davon aus, dass unter den Toten und den Verletzten keine deutschen Staatsangehörigen sind“, teilte das Auswärtige Amt am Donnerstag mit.
Ein spanisches Paar hat sich nach Angaben tunesischer Medien auch nach Ende des blutigen Terroranschlags die gesamte Nacht im tunesischen Nationalmuseum versteckt. Das Paar sowie ein weiterer Tunesier seien erst am Donnerstagmorgen aus ihrem Versteck im Museum gekommen, berichtete der tunesische Radiosender Mosaique.
Die tunesische Führung kündigte einen „gnadenlosen“ Kampf gegen den Terror an. Präsident Béji Caïd Essebsi sagte am Mittwoch, das Land werde „bis zum letzten Atemzug“ gegen seine Gegner kämpfen. „Diese grausamen Minderheiten jagen uns keine Angst ein“, betonte der Staatschef. Für Donnerstagnachmittag (16.00 Uhr MEZ) rief ein Bündnis von Gewerkschaften und anderen Organisationen zu einer Trauerkundgebung in der Nähe des Museums auf. Damit solle ein „Zeichen der nationalen Einheit im Kampf gegen den Terrorismus gesetzt werden“, erklärten die Veranstalter. Hunderte aufgebrachte Menschen hatten bereits kurz nach dem Anschlag im Zentrum der Hauptstadt demonstriert.
Anschlag trifft tunesische Tourismusindustrie
Das Museum soll nach Angaben des Kulturministeriums Anfang der Woche wieder für Besucher geöffnet werden. In Tunesien hatte Ende 2010 der sogenannte Arabische Frühling seinen Anfang genommen. Im Gegensatz zu vielen anderen arabischen Staaten machte Tunesien jedoch eine politische Entwicklung durch, die international vielfach gewürdigt wurde. Gewalt, Repressionen und Gesetzlosigkeit blieben eher Ausnahmeerscheinungen. Allerdings erlebte die bewaffnete Dschihadistenbewegung seit der Revolution einen Aufschwung, sie ist vor allem im Grenzgebiet zu Algerien aktiv. Zudem haben sich zwischen 2000 und 3000 junge Tunesier Schätzungen zufolge in den vergangenen Jahren den Islamisten in Syrien und im Irak angeschlossen.
Der Anschlag dürfte auch die Tourismusindustrie, einen Schlüsselsektor der tunesischen Wirtschaft, hart treffen. Diese hat bereits Mühen, sich von den Folgen der Revolution zu erholen. Das italienische Kreuzfahrtunternehmen Costa Crociere erklärte, mit seinen Schiffen vorerst nicht mehr in Tunis anzulegen. Demnach wurden zunächst drei geplante Landausflüge abgesagt. Auch das Unternehmen MSC will die tunesische Hauptstadt vorerst nicht mehr ansteuern. Neun Passagiere des Schiffs „MSC Splendida“ waren nach Angaben des Konzerns unter den Opfern des Anschlags. (afp/dpa)