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Atomkraftwerke Atomkraftwerke: Brunsbüttel und Krümmel können weiterbetrieben werden

06.11.2007, 12:05

Hamburg/dpa. - Das vom Energieversorgungsunternehmen Vattenfall Europe eingesetzte Gremium kommt in dem am Dienstag in Hamburg vorgestelltenAbschlussbericht zu dem Ergebnis, «dass die organisatorischen undtechnischen Voraussetzungen für einen sicheren Weiterbetrieb gegebensind». Die für Atomaufsicht zuständige schleswig-holsteinischeSozialministerin Gitta Trauernicht (SPD) hält das jedoch für nichterwiesen.

Es sei völlig offen, wann die Meiler wieder ans Netz gehen, sagtedie Ministerin in Kiel. Umweltschutzverbände forderten die endgültigeStilllegung der beiden Kraftwerke. Die Atomreaktoren Krümmel undBrunsbüttel an der Elbe in Schleswig-Holstein waren am 28. Juniabgeschaltet worden. In Brunsbüttel hatte ein Kurzschluss einenGenerator lahmgelegt, in Krümmel war ein Transformatorenhaus nacheinem Kurzschluss ausgebrannt.

Reinhardt Hassa, Vorstandsmitglied von Vattenfall Europe, sagtezu, alle Empfehlungen der fünfköpfigen Kommission zur Verbesserungder Sicherheit umzusetzen. «Wir werden das zügig abarbeiten.» Derehemalige Ordinarius für Reaktordynamik und Reaktorsicherheit derTechnischen Universität München, Prof. Adolf Birkhofer, empfahl fürdie Kommission, die Ausbildung der Mitarbeiter in Sicherheitsfragenzu intensivieren und für bessere Kommunikation zu sorgen.

Trauernicht warf dem von Vattenfall eingesetzten Gremium einenverengten Blick vor. «Es fällt einem schwer, das wirklich ernst zunehmen.» Nach Einschätzung der Umweltschutzorganisation Robin Woodwurde die Kommission vor allem mit Vertretern der Atomlobby besetzt.«Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus», kommentierte ReferentDirk Seifert. Greenpeace-Atomexperte Heinz Smital nannte dieEmpfehlungen der Kommission verantwortungslos.

Die unabhängig arbeitende Kommission sei hingegen zu dem Schlussgekommen, dass es keinen Zweifel an der Zuverlässigkeit und Sachkundedes Betreibers gebe, sagte Birkhofer. Bei den Vorfällen, die nachinternationalen Maßstäben in die niedrigste Kategorie gehören, hättenalle automatischen Sicherheitseinrichtungen funktioniert, es habekeine Gefahr bestanden. Die 1976 (Brunsbüttel) und 1983 (Krümmel) inBetrieb genommenen Kraftwerke seien aufgrund regelmäßigerNachrüstungen auf einem modernen Sicherheitsstand. Allerdings solltedas Reaktorpersonal künftig in einem Simulator geschult werden, ummanuelle Eingriffe besser zu steuern.

Trauernicht kam zu einem anderen Schluss: «Ich widerspreche derEinschätzung, dass die Sicherheit in den beiden Atomkraftwerken jenerjüngerer Anlagen entspricht.» Wenige technische Änderungen reichtenzum Wiederanfahren nicht aus. Die Ministerin verwies auf neueProbleme, die in den letzten Monaten bekannt geworden waren. Dabeigehe es etwa um fehlerhafte Dübel in beiden Kraftwerken und Risse anArmaturen in Krümmel. Konsequenzen seien noch nicht umgesetzt, dieAufarbeitung nicht abgeschlossen.

Nach dem 28. Juni war es zu einer neuen politischen Debatte überdie Sicherheit von Atomkraftwerken gekommen. Dabei war Vattenfallwegen zögerlicher Informationen in die Kritik geraten. Im Juli wurdeAtomsparten-Chef Bruno Thomauske von seinen Aufgaben entbunden,Konzernsprecher Johannes Altmeppen trat zurück. Kurz darauf räumteauch Vattenfall-Europe-Chef Klaus Rauscher seinen Posten. Hassakündigte an, die Unternehmenskommunikation zu verbessern und dieÖffentlichkeit künftig schneller und umfassender zu informieren.

Nach Hassas Einschätzung können die beiden Kraftwerkevoraussichtlich Anfang 2008 wieder in Betrieb genommen werden. DenEinnahmeausfall für sein Unternehmen bezifferte er mit bis zu einerMillion Euro täglich. «Das tut unserem Unternehmen sehr weh», sagteder Manager. Allerdings sei die Stillstandszeit der Reaktoren auchfür routinemäßige Arbeiten genutzt worden.

Zwischenfälle in Brunsbüttel und Krümmel (Grafik: dpa)
Zwischenfälle in Brunsbüttel und Krümmel (Grafik: dpa)
dpa