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Atomkraft Atomkraft: Iran setzt Urananreicherung trotz UN-Sanktionen fort

15.09.2008, 15:32
Hassan Ghashghavi - Sprecher des iranischen Außenministeriums (Foto: dpa)
Hassan Ghashghavi - Sprecher des iranischen Außenministeriums (Foto: dpa) EPA

Wien/Berlin/Teheran/dpa. - Wie aus dem jüngsten Bericht derInternationalen Atomenergiebehörde IAEA hervorgeht, haben Techniker in der Atomanlage Natans seit Mai mehrere Hundert neuer Gaszentrifugen aufgestellt. Seit Februar 2007 wurden dort rund 480Kilogramm leicht angereichertes Uranhexafluorid produziert.Allerdings liege der Anreicherungsgrad bei unter 5 Prozent, stelltenIAEA-Inspekteure bei ihren 17 Kontrollen in Natans fest. Zum Bau vonAtomwaffen müsste Uran erheblich höher angereichert werden.Die neuen Erkenntnisse der IAEA könnten nach Meinung des AuswärtigenAmts in Berlin neue «Maßnahmen» des UN-Sicherheitsrats gegen Teheranzur Folge haben.

Wie es in dem von IAEA-Chef Mohammed el Baradei unterzeichnetenBericht, der der Deutschen Presse-Agentur dpa vorliegt, heißt, konntedie Regierung in Teheran auch in den vergangenen Monaten die nochbestehenden Zweifel an seinem jahrzehntelang geheimen Atomprogrammnicht ausräumen. Stattdessen fanden IAEA-Inspekteure Anzeichen dafür,dass zwischen iranischen Studien im Zusammenhang mitder Entwicklung hochexplosiver Sprengstoffe und Trägerraketen einZusammenhang bestehe und dass diese Arbeiten mit ausländischer Hilfeausgeführt wurden.

Die iranische Nachrichtenagentur IRNA wies den Bericht der WienerAtombehörde am Montag unmittelbar nach dessen Bekanntwerden zurück.Die Organisation habe mit ihrem Report dem politischen Druck der USAnachgegeben, hieß es in Teheran. Der Report, der den Mitgliedern desUN-Sicherheitsrats übermittelt wurde, wird in der kommenden Woche beider Herbsttagung des IAEA-Gouverneursrats in Wien diskutiert.

Angesichts der Haltung Teherans vereinbarten BundesaußenministerFrank-Walter Steinmeier und sein iranischer AmtskollegeManuchehr Mottaki am Montag für den Abend in Berlin ein Gespräch überden Atomstreit. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes wollte Steinmeierdabei erneut die Position der internationalen Staatengemeinschaftbekräftigen. «Unser Angebot liegt auf dem Tisch, und wir hoffen nachwie vor, dass der Iran darauf eine konstruktive Antwort finden wird»,sagte AA-Sprecher Jens Plötner vor dem Treffen.

Die fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrats (USA,Russland, China, Frankreich, und Großbritannien) sowie Deutschlandhatten dem Iran im Juni ein neues Kooperationsangebot gemacht. Darinwurde Teheran eine umfassende wirtschaftliche, politische und auchnukleare Zusammenarbeit im Gegenzug für die Aussetzung derUrananreicherung angeboten. Der Westen verdächtigt den Iran, am Bauvom Atomwaffen zu arbeiten. Teheran hat dies stets bestritten, konntedie Zweifel aber bisher nicht ausräumen.

Nach Erkenntnissen der IAEA hat Teheran in Natans inzwischen4600 Hochgeschwindigkeits-Zentrifugen im Betrieb, mit denen es 480Kilogramm niedrig angereichertes Uran produziert hat. Nach Angabender IAEA-Experten sind jedoch rund 1700 Kilogramm dieses Materialsnötig, um dann durch weitere Anreicherungsschritte genügendspaltbares Uran für eine Atombombe zu gewinnen. Teheran hatwiederholt betont, dass es die Urananreicherung lediglich zurProduktion von Brennstäben für Atomkraftwerke einsetzen will.