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Atom-Konflikt Atom-Konflikt: Militär zerstörte vor 25 Jahren irakischen Reaktor

Von Sara Lemel 01.06.2006, 07:52

Tel Aviv/dpa. - Im Streit um das iranische Atomprogramm hatIsrael einen Militärschlag bislang ausgeschlossen. Vor 25 Jahren wardie israelische Führung nicht so zurückhaltend: In einer gewagtenAktion zerbombten israelische Kampfjets am 7. Juni 1981 den einzigen irakischen Atomreaktor «Osirak» südöstlich von Bagdad.

Im Vorjahr hatten bereits iranische Kampfflugzeuge den Reaktorwenige Tage nach Beginn des ersten Golfkrieges angegriffen, ihnjedoch nur leicht beschädigt. Der israelische Alleingang wurdeinternational stark kritisiert, auch von den USA. Später dürfteneinige Staatschefs zumindest insgeheim erleichtert über den vomdamaligen Ministerpräsidenten Menachem Begin angeordneten«Präventivschlag» gewesen sein. Sonst hätten die alliierten Truppenes im Golfkrieg von 1991 oder die US-Truppen im Irak-Krieg 2003möglicherweise schon mit einer Atommacht zu tun gehabt.

So wie heute durch den Iran fühlte Israel sich 1981 vom irakischenAtomprogramm, das mit Unterstützung Frankreichs entwickelt wurde, inseiner Existenz bedroht. Wie der damalige Generalstabschef RafaelEitan später berichtete, begründete Begin den auch internumstrittenen Angriff damit, er werde «nicht der Mann sein, zu dessenZeit es einen zweiten Holocaust gibt».

Im Vergleich zu einem etwaigen Angriff auf das heutige iranischeAtomprogramm war der damalige Auftrag für die israelischen Pilotenzwar riskant, aber dennoch eindeutig: Es war nur ein Reaktor zuzerstören, nur ein Ziel zu treffen. Im Iran müsste Israel hingegennach Geheimdiensteinschätzungen zahlreiche Ziele bombardieren.

In der «Osirak»-Anlage wurden seit den 1960er Jahren mehrereForschungsreaktoren betrieben. Der von den Franzosen erfundene Nameder Einrichtung ist eine Kombination aus dem Wort Osiris, dem Namendes ägyptischen Totengottes, und dem Wort Irak. Die Iraker nannten eshingegen «Tammus», nach dem Kalendermonat, in dem die Baath-Partei1968 die Macht übernahm.

Bei dem israelischen Angriff wurde der Reaktor zerstört, das Uranblieb jedoch vor Ort. Nach dem Golfkrieg von 1991 transportierte dieInternationale Atomenergie-Organisation (IAEO) alles waffentauglicheMaterial ab. In versiegelten Fässern blieben die übrigen radioaktivenStoffe vor Ort.

Einer der Piloten bei dem Angriffsflug im Irak, der ersteisraelische Astronaut Ilan Ramon, wurde im Februar 2003 bei demAbsturz der Columbia-Raumfähre getötet. Er war mit 27 Jahren derjüngste Pilot in der Staffel von Flugzeugen des Typs F-15 und F-16,die 1981 auf dem Weg zum Angriffsziel Jordanien und Saudi-Arabienüberfliegen mussten. Sie mussten in einem Stück hin- undzurückfliegen, weil es unterwegs auf feindlichem Gebiet keineMöglichkeit zum Auftanken gab. Um nicht erkannt zu werden, flogen siein einer engen Formation, im Bemühen, auf dem Radar als großesZivilflugzeug zu erscheinen.

Am Ziel angekommen, warfen die Flugzeuge hintereinander mehrereBomben mit einem Gewicht von jeweils einer Tonne auf den Reaktor.Ramon erzählte später in einem Fernsehinterview, er habe als letzterPilot in der Formation bereits durch dichten schwarzen Rauch über derzerstörten Atomanlage fliegen müssen. «Wir hatten damit gerechnet»,sagte er. «Wir hörten eine riesige Explosion, wir sahen nichtseinstürzen, aber wir wussten, dass wir einen guten Treffer gelandethatten.»