Architektur Architektur: Freedom Tower statt World Trade Center

New York /dpa. - Daniel Libeskinds Entwurf für einen ebenso inspirativen wie protzigen Freedom Tower wurde von dessen Erzrivalen David Childs zu einer «Festung» umgearbeitet: Mehr Bürofläche, weniger Symbolik.
Für die anderen Wolkenkratzer auf Ground Zero engagierte New Yorkin diesem Jahr drei Größen der Weltarchitektur: Norman Foster,Richard Rogers und Fumihiko Maki. Ihre Entwürfe sind nach Meinung der«New York Times» zwar «solide und kompetent», verrieten abenichtsvon dem wahren Talent dieser international renommierten Design-Stars.Der Wiederaufbau des World Trade Center «wird von politischemOpportunismus, geheimen Deals und Profitgier bestimmt», empörte sichdie Zeitung.
Lediglich der Spanier Santiago Calavatra habe freie Hand zurGestaltung der Bahnstation an der Ostseite von Ground Zero bekommen.Im Vergleich zu seinem «grandiosen Design», einer elliptischen Formmit zwei schwingen ähnlichen Baldachinen, könne man die konservativenEntwürfe von Foster, Rogers und Maki «schlicht vergessen», schreibtder amerikanische Architekturkritiker Philip Nobel in seinem neuenBuch «Sixteen Acres».
Was derzeit auf Ground Zero passiere, habe nichts mehr mit denrhetorischen Versprechen für einen monumentalen Wiederaufbau zu tun,heißt es bei Nobel. «Es ist aber nichtsdestotrotz ein Tribut an NewYork - chaotisch, in Geld schwimmend, von zu viel Ego und viel zuwenig Vernunft bestimmt», schreibt der Autor.
Die Skyline von Manhattan wird voraussichtlich erst um das Jahr2012 wieder komplett sein. Von den geplanten fünf Wolkenkratzernsteht bisher nur einer. Der eher nichts sagende gläserne Büroturm mit52 Stockwerken und 158 000 Quadratmetern Bürofläche ersetzt diefrühere «World Trade Center Nummer 7». Er ist von Ground Zero durcheine Straße getrennt.
Einem möglichen Terroranschlag setzt das Gebäude unter anderemStahl verstärkte Betonwände und mehr Treppenhäuser für eineschnellere Evakuierung entgegen. Kummer macht seinem Erbauer, dem NewYorker Immobilienmagnaten und Pächter von Ground Zero, LarrySilverstein, die mangelnde Belegung: Bisher ist nicht einmal dieHälfte des hochmodernen Büroraums vermietet.Silverstein ist auch der Bauherr des Freedom Tower. Die anderendrei Hochhäuser gingen an die öffentliche Hand, den Staat und dieStadt New York sowie die Verkehrsgesellschaft Port Authority.Libeskinds Freiheitsturm hatte nach dem ursprünglichen Plan schon imSeptember dieses Jahres, fünf Jahre nach dem Einsturz derZwillingstürme, die Lücke in der New Yorker Skyline füllen sollen.Inzwischen ist von «frühestens 2012» die Rede.
Doch das könnte allerdings schon zu spät sein, denn der Freedom Tower bekommte Konkurrenz. Bereits im Jahre 2008 soll in Dubai das 700 bis 800 Meter hohe Burj Dubai stehen. Ein weiterer Wolkenkratzer soll 2010/2011 in Chicago fertiggestellt werden.Der Fordham Spire wäre dann mit 610 Metern Höhe das zweithöchsteGebäude der Welt und der Freedom Tower wäre dann nur noch an dritter Stelle.
Auf sieben Milliarden Dollar (5,3 Milliarden Euro) haben sich dieKosten für das gesamte Projekt bereits erhöht. Für diese Summe sollenauf Ground Zero 820 000 Quadratmeter Büro- und Ladenfläche, einKulturzentrum mit Theater und Museum und eine Gedenkstätte für dieOpfer der Anschläge entstehen.