Anschlag in Manchester Anschlag in Manchester: Behörden prüfen Verbindungen des Attentäters nach Deutschland

Berlin - Das Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden prüft, ob der Attentäter von Manchester, Salman Abedi, Verbindungen nach Deutschland hatte. Das sagte eine Sprecherin am Freitag dieser Zeitung. Im Mittelpunkt stehen dabei zwei Flüge des Mannes, einer am 18. Mai von Istanbul über Düsseldorf nach Manchester sowie ein zweiter im Jahr 2015 von Frankfurt am Main ebenfalls nach Großbritannien. „Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren“, sagte die Sprecherin, die deutschen und die britischen Sicherheitsbehörden stünden in engem Kontakt miteinander. Eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums äußerte sich in Berlin nahezu gleichlautend. Einzelheiten teilten sie nicht mit.
Vor dem Flug von 2015 hatte Abedi offenbar eine paramilitärische Ausbildung in Syrien absolviert.
In internationalen Fahndungssystemen sei Abedi namentlich nicht erfasst gewesen, schreibt das Magazin Focus. Gleiches gelte für Beobachtungslisten, auf denen Reisebewegungen verdächtiger Islamisten erfasst würden. „Die Szene ist international eng verflochten“, zitierte das Blatt allerdings einen ranghohen BKA-Experten. „Wir müssen klären, ob Abedi in Syrien Leute kennengelernt hat, die er jetzt in Nordrhein-Westfalen oder Hessen getroffen hat.“
Britische Polizei geht von Netzwerk aus
Die britische Polizei geht davon aus, dass der 22-Jährige bei der Planung seines Anschlags auf Besucher eines Popkonzerts von einem islamistischen Netzwerk unterstützt wurde. Insgesamt zehn Menschen wurden zwischen Dienstag und Freitag wegen Terrorverdachts festgenommen. Davon befanden sich zuletzt noch acht Männer im Alter zwischen 18 und 38 Jahren in Großbritannien in Untersuchungshaft - darunter der ältere Bruder des Attentäters, Ismail Abedi, 24. Zwei weitere Verdächtige, ein 16-jähriger Jugendlicher und eine 34-jährige Frau, sind inzwischen wieder auf freiem Fuß.
Bei dem Selbstmordanschlag am Montagabend auf Besucher eines Pop-Konzerts hatte der Brite libyscher Abstammung 22 Menschen mit in den Tod gerissen. Außerdem wurden 116 Menschen zur Behandlung von Verletzungen in Krankenhäuser gebracht. Abedi war dem britischen Geheimdienst bekannt, wurde aber dem Vernehmen nach nicht regelmäßig überprüft. Darin ähnelt der Fall dem des Attentäters vom Berliner Breitscheidplatz, Anis Amri, der am 19. Dezember vorigen Jahres zwölf Menschen tötete und 60 verletzte.
MI5-Direktor sagt Deutschlandreise ab
Unterdessen hat der Direktor des britischen Inlandsgeheimdienstes MI5, Andrew Parker, seinen Besuch auf dem Symposium des Bundesamtes für Verfassungsschutz am kommenden Montag in Berlin abgesagt. Das Thema der eintägigen Veranstaltung lautet: „Antworten westlicher Demokratien auf die Bedrohungen durch den islamistischen Terrorismus“. An seiner Statt wird nun Gerhard Conrad auftreten. Er ist Leiter des EU Intelligence and Situation Centre. Parker sollte einen Vortrag halten und anschließend eine Pressekonferenz mit dem Präsidenten des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, geben. Aufgrund der Ereignisse in Manchester ist er offenkundig verhindert.