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Angela Merkel und Thomas de Maizière beschimpft Angela Merkel und Thomas de Maizière beschimpft: Erneut Tausende Pegida-Anhänger in Dresden auf der Straße

Von Bernhard Honnigfort 26.10.2015, 19:20
Anhänger der Pegida demonstrieren am Abend des 26.10.2015 auf dem Theaterplatz mit Plakaten und Deutschland-Fahnen.
Anhänger der Pegida demonstrieren am Abend des 26.10.2015 auf dem Theaterplatz mit Plakaten und Deutschland-Fahnen. dpa Lizenz

Dresden - Drinnen stand Albrecht Lortzings komische Oper „Der Wildschütz“ auf dem Programm, draußen vor der Semperoper war es der montäglich organisierte Volkszorn. Man möge doch bitte die Absperrung vor der Oper beachten, ermahnte ein Pegida-Mitstreiter am Montagabend die Tausende Anhänger auf dem Theaterplatz, die sich vor dem weltberühmten Dresdner Musiktempel drängten. Die Operngäste mussten sich an den Pegida-Demonstranten vorbeischieben,um reinzukommen. Kulturvolk und "wahres" Volk kamen sich mal sehr nah. „Das hohe Haus möchte nicht gestört werden“, fügte der Pegida-Mann dann noch spitz an, was zu wildem Gepfeife und „Volksverräter“-Rufen für Gäste, Künstler und Mitarbeiter der Semperoper führte.

Ansonsten: das seit einem Jahr übliche Dresdner Montagstreiben. Treffen der „Patriotischen Europäer“, vorneweg Lutz Bachmann, der Anführer der Bewegung, ein paar Ermahnungen seinerseits und der obligatorische Riesenapplaus für die Polizei. Dann die übliche Aufarbeitung der vergangenen Woche mit gewohnheitsmäßiger Beschimpfung der Berliner Regierenden.

Eine Woche ist seit Pegidas erstem Jahrestag vergangen. Eine Woche nach einer der größten Demonstrationen, die Dresden seit der Wiedervereinigung gesehen hat: jeweils 15.000 bis 20.000 Demonstranten auf Seiten der selbst ernannten Abendlandsretter und ihrer Kritiker und Gegner. Ein harter Abend mit ein paar Verletzten, fliegenden Steinen und Böllern, mit Angriffen von Hooligans aus der Abteilung Pegida und andersherum Angriffen der vermummten Antifa-Anhänger auf Pegida-Leute und Polizisten. Womit die Vermummten den friedlichen Gegendemonstranten mal wieder den üblichen Bärendienst erwiesen.

Einige rufen „Merkel muss weg“

Eine Woche voller Anfeindungen liege hinter Pegida, eine Woche, in der die „hässliche Fratze der Macht“ sich wieder gezeigt habe und, so Bachmanns Erkenntnis, Politik und Medien der „Arsch mächtig auf Grundeis geht“. Dann folgt die übliche Beschimpfung der Gegendemonstranten, es sind an diesem Abend nur einige Hundert. Eine „bedauernswerte Minderheit“, ein paar „Gestörte“.

Es ist ein verhältnismäßig ruhiger Abend, nichts knallt, nichts fliegt durch die Gegend. Ab und zu ruft die Menge vor der Semperoper „Widerstand“, dann wiederum „Merkel muss weg“. Einmal dies, einmal das. Schimpf-Routine.

Bachmann, ein verurteilter Einbrecher und Drogenhändler auf Bewährung, fordert die Bundeskanzlerin von seiner kleinen Bühne auf, sofort die direkte Demokratie wie in der Schweiz zu ermöglichen. Er habe den Verdacht, Merkel und Vizekanzler Sigmar Gabriel wollten das Land bewusst zerstören. „Es ist ihre letzte Chance“, droht er Merkel noch einmal mit der Forderung nach einer nationalen Unterschriftenliste. „Oder Sie gehen als Diktatorin in die deutsche Geschichte ein.“

Thomas de Maizière und Heiko Maas bekommen Spott ab

Dann der auch schon übliche Spott gegen Thomas de Maizière, die „Bundesinnenmisere“, gegen Justizminister Heiko Maas, dem der „Hass in den Augen“ stehe und der Mund vor Wut schäume und das Versprechen an ihn: „Wir bleiben, um zu siegen und, Herr Maas, wir werden siegen.“ All das wird hin und wieder garniert durch „Widerstand“- und „Volksverräter“-Rufe.

Nach Bachmann noch ein Redner, ein freier Journalist mit Rauschebart, aber ein „ganz gerader“, so Bachmann, nicht „Lügenpresse“. Der Herr spricht dann vom „geheimen Deutschland“, das leben solle. Man sei mit der Geduld am Ende, verkündet er und dass das deutsche Volk offenbar so etwas sei wie Durchfall, der von den Regierenden weggespült werden soll. Dann wird noch zum Widerstand aufgerufen und, das ist neu an diesem Abend in Dresden, wo der Bundeskanzlerin schon so ziemlich alles, aber auch alles an Unflätigkeiten an den Kopf geworfen wurde: Der Redner bezeichnet die Regierungschefin als „Nägel kauende tantige Matrone“. Das kommt an bei der Zuhörerschaft, das gefällt ihr. Großes Gelächter vor der Semperoper, während drinnen gerade der erste Akte des „Wildschützes“ zu Ende gegangen sein dürfte.

Ein Anhänger der Pegida am Montagabend in Dresden.
Ein Anhänger der Pegida am Montagabend in Dresden.
dpa Lizenz
Der Mitbegründer der Pegida (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes), Lutz Bachmann, spricht während der Pegida-Kundgebung.
Der Mitbegründer der Pegida (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes), Lutz Bachmann, spricht während der Pegida-Kundgebung.
dpa Lizenz