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Analphabetismus Analphabetismus: Fragen und Antworten

Von Susanne Rost 19.09.2012, 17:53

Berlin/MZ. - Was ist primärer und was funktionaler Analphabetismus?

Funktionale Analphabeten nennt man Menschen, die zwar das Alphabet gelernt haben, aber dennoch die Schrift nicht wirklich nutzen können. Ursachen hierfür können vielfältig sein. Primäre Analphabeten hingegen haben Schreiben und Lesen nicht gelernt, weil sie nie eine Schule besuchten. 59 Prozent dieser Analphabeten leben in Entwicklungsländern. Sekundärer Analphabetismus bedeutet, dass man das verstehende Lesen und Schreiben wieder verlernte.

Wie kann es trotz Schulpflicht so viele Analphabeten geben?

Schulpflicht bedeutet nicht, dass ein Schulsystem alle Kinder zum Erfolg führt. Schon die Pisa-Studie zeigte 2001, dass fast zehn Prozent der 15-jährigen Schüler nicht einmal einfachste Fähigkeiten im Lesen besitzen. Hinzu kommen schlechte familiäre Bedingungen, Bildungsarmut, fehlende Anregung und Unterstützung, häufiger Schulwechsel, Herkunft und anderes mehr.

Wie unterscheidet sich Analphabetismus von Legasthenie?

Funktionaler Analphabetismus gilt als besonders schwerer Fall von Lese- und Rechtschreibschwäche, die im Erwachsenenalter fortbesteht. Offenbar sorgt ein Gendefekt dafür, dass Hörreize nicht schnell genug verarbeitet werden, um Laute in Wörtern unterscheiden zu können. Und wer keine "phonologische Bewusstheit" entwickelt, der lernt nur sehr schlecht lesen und schreiben.

Warum sind Männer stärker betroffen als Frauen?

Es fällt auf, dass 60 Prozent der Analphabeten Männer sind. Ein Politiker vermutete, dass Mädchen einfach zielstrebiger seien und deshalb Defizite schneller ausglichen. Schon die Pisa-Studie nannte Jungen eine "Risikogruppe". Sie zeigte, dass Jungen im Lesen weit hinter Mädchen zurückliegen und auch weitaus seltener zum Vergnügen lesen.

Wie kann man Analphabetismus rechtzeitig erkennen?

In der Ausbildung von Deutschlehrern müsste die rechtzeitige Diagnose und der Umgang mit Problemschülern trainiert werden. Neben defizitärer Ausbildung beklagen Sprachforscher auch, dass die Analphabetismus-Forschung nicht in die Ausbildung einfließt. Bereits in der Kita könnten spielerische Tests Hinweise darauf geben.