Alexander Ginsburg Alexander Ginsburg: Russischer Bürgerrechtler in Paris gestorben

Paris/dpa. - Alexander Ginsburg, einer der führenden Dissidentenin der ehemaligen Sowjetunion, ist am Freitag im Alter von 65 Jahrenin Paris gestorben. Dies gab seine Ehefrau Irina bekannt. Ginsburgspielte eine führende Rolle in der Menschenrechtsbewegung derfrüheren UdSSR um den Atomphysiker und FriedensnobelpreisträgerAndrej Sacharow und den Schriftsteller Alexander Solschenizyn. In den70er Jahren war Ginsburg eine der wichtigsten Informationsquellen fürwestliche Journalisten über das Schicksal der Dissidenten. Seit 1980lebte der Journalist und Schriftsteller im Exil in Frankreich.
Wegen seines politischen Engagements saß Ginsburg insgesamt mehrals zwölf Jahre in Gefängnissen und Arbeitslagern des ehemaligensowjetischen Regimes. Durch die schweren Haftbedingungen trug erschwere gesundheitliche Schäden davon. «Ein heller und reiner Menschist von uns gegangen», sagte Natalja Solschenizyna, die WitweSolschenizyns in Moskau der Agentur Itar-Tass. Ginsburg hatte vonMitte der 70er Jahre an den von Solschenizyn im Ausland gegründetenFonds zur Unterstützung politisch Verfolgter und deren Familiengeleitet.
Ginsburg wurde erstmals Anfang der 60er Jahre inhaftiert, nachdemer die literarische Zeitschrift «Sintaksis» (Syntax) gegründet hatte,in der auch vom Staat verbotene junge Schriftsteller zu Wort kamen.Ende der 60er Jahre verbreitete er mit Juri Galanski ein Weißbuchüber Prozesse gegen Schriftsteller, die wegen der Veröffentlichungihrer Manuskripte im Westen verurteilt wurden. Diese Aufzeichnungenwurden zum Schlüsselbuch für die sowjetischen Dissidenten undgelangten auch in den Westen.
Als gegen Ginsburg, Galanski und weitere Freunde 1968 erneutAnklage erhoben wurde, löste dies Proteste im In- und Ausland aus.Nachdem der Bürgerrechtler 1978 zu weiteren acht Jahren Zwangsarbeitund fünf Jahren Verbannung verurteilt worden war, wuchs derinternationalem Druck, vor allem aus den USA.
Ende April 1979 wurde Ginsburg zusammen mit vier anderensowjetischen Dissidenten gegen zwei in den USA inhaftierte russischeSpione ausgetauscht. Nach dem Zerfall der Sowjetunion besuchteGinsburg Russland mehrfach. Er blieb jedoch für die Zukunft desLandes pessimistisch: «Für die nächsten 80 Jahren kann ich mir dortkeine normale, liberale Gesellschaft vorstellen», zeigte er sichzuletzt im vergangenen Dezember skeptisch.