Alcopops Alcopops: Hersteller ersetzen Wodka und Rum durch Weinalkohol
Berlin/Hamburg/dpa. - Ziel der Sondersteuer ist es, denAlkoholkonsum unter Jugendlichen zu verringern.
Caspers-Merk sagte der dpa am Dienstag in Berlin, sie rechnenicht damit, dass diese Produkte die bei Jugendlichen beliebtenSorten in großem Umfang ersetzen würden: «Ich glaube nicht, dass esdurch diese neuen Getränke zu einem Substitutionseffekt kommenwird.» Die Getränke seien als unbekannte Marken bei Jugendlichenwenig geschätzt. Der Alkoholzusatz sei zudem «nichtgeschmacksneutral», weil der Wein- oder Biergeschmack nichtüberzuckert werden könne. Sie werde die Entwicklung «genaubeobachten». Wie das «Hamburger Abendblatt» berichtete, stehen dieneuen Mixgetränke bereits in einigen Lebensmittelgeschäften.
Bacardi Deutschland hat noch nicht über die Zukunft derMischgetränke «Rigo» und «Breezer» entschieden. «Wir diskutierenverschiedene Möglichkeiten», sagte Unternehmenssprecher HansPoetzsch in Hamburg. Es sei keineswegs ausgemacht, dass Bacardi einGetränk auf Wein- oder Bierbasis anbieten werde. Zeitungenberichteten, die Marktführer Diageo in Rüdesheim («Smirnoff») undBacardi wollten auf den erwarteten Absatzeinbruch von bis zu 95Prozent mit Neuentwicklungen reagieren.
Holger Zikesch vom Bundesverband der Deutschen Spirituosen-Industrie und -Importeure bestätigte in Bonn, einige Herstellerhätten bereits auf andere Alcopops umgestellt. Sein UnternehmenDiageo habe noch keine neue Marke auf den Markt gebracht. DerSpirituosenhersteller Berentzen will seine Marke «Puschkin Vibe»auf Weinbasis anbieten, bestätigte das Unternehmen in Haselünne.
Bei Edeka werde das konzerneigene Mischgetränk Uranov von Wodka-auf Weinbasis umgestellt, sagte Sprecherin Marliese Kalthoff. DasGetränk dürfe künftig auch an 16-Jährige verkauft werden, währenddas Vorgängerprodukt erst für 18-Jährige erlaubt war. Statt künftigbis zu 2,80 Euro dürften die alternativen Produkte bis zu einenEuro weniger kosten.
Die Getränkeindustrie hält das Alcopop-Gesetz fürverfassungswidrig. Diageo Deutschland hat daher nach eigenenAngaben beim Bundesverfassungsgericht einen Eilantrag gegen dieSondersteuer eingereicht. Nach Angaben einer Sprecherin desKarlsruher Gerichts sei in der vergangenen Woche ein Erlass aufeinstweilige Anordnung gestellt worden. Es stehe noch nicht fest,wann darüber entschieden werde.
Alkohol sei das größte Drogenproblem von Jugendlichen, sagteRaphael Gassmann von der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen imSüdwestrundfunk. Nach einer neuen Studie griffen 85 Prozent der 14-bis 16-jährigen Schüler meist mehrfach pro Monat zur Flasche.
CDU/CSU und FDP kritisierten das Vorgehen der Regierung. Bereitsim April sei darauf aufmerksam gemacht worden, dass es durch dieSondersteuer lediglich zu einer Nachfrageverschiebung in Richtungbier- und weinhaltiger Alcopops kommen würde.


