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Nötigung, Misshandlung Ahlen: Angeklagter Bundeswehr-Ausbilder will sich vorerst nicht äußern

13.06.2017, 15:54
Die Vorwürfe gegen den Ausbilder stammen aus seiner Zeit als Gruppenführer einer Ausbildungskompanie in der Westfalenkaserne.
Die Vorwürfe gegen den Ausbilder stammen aus seiner Zeit als Gruppenführer einer Ausbildungskompanie in der Westfalenkaserne. dpa

Ahlen - Ein Ausbilder der Bundeswehr muss sich seit Dienstag im westfälischen Ahlen wegen Vorwürfen aus seiner Zeit als Gruppenführer verantworten. Die Anklage wirft ihm Körperverletzung, Nötigung, Misshandlung und entwürdigende Behandlung von Untergebenen sowie Befehlsmissbrauch vor.

Angeklagter will sich nicht äußern

Zum Prozessauftakt vor dem Amtsgericht kündigte der 30-Jährige über seinen Anwalt an, sich vorerst nicht zu den Vorwürfen zu äußern. Zeugen bestätigten am Dienstag Vorfälle bei einer internen Zugfeier außerhalb der Kaserne im November 2016. Dabei soll der Angeklagte einen der Rekruten unter Druck gesetzt haben, so dass dieser sich bis zum Erbrechen betrank. Einer der Zeugen, der an dem Abend dabei war, schilderte den Kameraden als nicht mehr zurechnungsfähig.

Einer Soldatin soll der Ausbilder über das Gesicht geleckt haben. Die Betroffene bestätigte am Dienstag den Vorfall. Allerdings bezeichnete sie ihr Verhältnis zu dem Vorgesetzten als positiv. „Wir haben uns gut verstanden und sind auch öfter zusammen im Zug zur Kaserne gefahren“, sagte die 18-Jährige dem Gericht. Als der Ausbilder sie angeleckt habe, habe sie das in dem Moment als nicht so schlimm empfunden. „Es war viel Alkohol im Spiel.“

Weitere Zeugen konnten über den Abend allerdings nur vom Hörensagen berichten. Der Verteidiger des Angeklagten warf ihnen daraufhin vor, „Stille Post“ zu spielen. Einige Soldaten verwickelten sich in Widersprüche, andere gaben an, sich wegen des vielen Alkohols nicht mehr an Details erinnern zu können. Die Vorsitzende Richterin zeigte sich daraufhin irritiert: „Es ist schon verwunderlich, dass Sie hier heute so vieles nicht mehr wissen, obwohl Sie bei der Vernehmung durch die Bundeswehr viele Details aussagen konnten.“

Der junge Rekrut, der sich erbrochen haben und nicht mehr zurechnungsfähig gewesen sein soll, sagte im Zeugenstand: „Ich hatte Lust, mich zum Ende der Grundausbildung zu betrinken. Ich hatte ein gutes Verhältnis zu meinem Ausbilder, ich mochte ihn.“

Ausgelöst wurden die Ermittlungen durch eine Auseinandersetzung an dem Abend, an der der Ausbilder nicht beteiligt war. Zwei Soldaten hatten sich laut Zeugenaussagen gestritten - ein Messer soll im Spiel gewesen sein. Daraufhin waren zwei Streifenwagen zu dem Vereinsheim gefahren. Die Kompanieführung hatte die Soldaten vernommen und war auf die anderen Vorfälle gestoßen.

Der Prozess wird am 3. Juli mit weiteren Zeugenaussagen fortgesetzt. Voraussichtlich wird das Gericht dann auch ein Urteil sprechen. (dpa)