1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Politik
  6. >
  7. Ägypten: Ägypten: Taba-Katastrophe war angeblich «hausgemacht»

Ägypten Ägypten: Taba-Katastrophe war angeblich «hausgemacht»

Von Anne-Beatrice Clasmann 25.10.2004, 18:15
Israelische Krankenwagen passieren die israelisch-ägyptische Grenze zwischen Eilat (Israel) und Taba (Ägypten), um Opfer des Terroranschlags auf das «Taba Hilton»-Hotel zu versorgen. (Foto: dpa)
Israelische Krankenwagen passieren die israelisch-ägyptische Grenze zwischen Eilat (Israel) und Taba (Ägypten), um Opfer des Terroranschlags auf das «Taba Hilton»-Hotel zu versorgen. (Foto: dpa) EPA

Kairo/dpa. - Die seit den Anschlägen im ägyptischen Badeort Tabavor zweieinhalb Wochen wild wuchernden Spekulationen um El-Kaida-Terroristen, Hamas-Kämpfer oder Mossad-Agenten haben am Montag einjähes Ende gefunden. Denn die blutige Anschlagserie gegen israelischeTouristen auf der Sinai-Halbinsel soll nach Ermittlungen der Ägypterauf das Konto einer lokalen ägyptischen Gruppe gehen. Der Anführerder Gruppe sei ein Palästinenser gewesen, der aber auch schon längerin der Sinai-Stadt Al-Arisch gelebt habe, erklärte dasInnenministerium in Kairo am Montag. Eine Verbindung der Täter zumTerrornetzwerk El Kaida oder zu einer palästinensischenExtremistengruppe schlossen die ägyptischen Behörden aus.

Auch die ägyptischen Islamistengruppen Gamaat Islamija undDschihad, die in den 90er Jahren Dutzende von ausländischen Touristengetötet hatten, sollen in keiner Weise beteiligt gewesen sein. Beiden drei Sprengstoffanschlägen auf ein Hotel in Taba und zweiTouristencamps bei Nuweiba waren am 7. Oktober 34 Menschen getötetund mehr als 120 verletzt worden. Wegen eines Feiertages in Israelwaren zum Zeitpunkt der Anschläge besonders viele israelischeTouristen in der Region, die von Israel aus schnell zu erreichen ist.

Nach Darstellung des Innenministeriums waren an der Planung undDurchführung der Anschläge neben dem Palästinenser Ijad Said Salehinsgesamt acht Ägypter beteiligt, darunter auch drei Beduinen. DieGruppe habe die Anschläge als «Reaktion auf die sich verschlechterndeLage in den besetzten (palästinensischen) Gebieten» geplant, hieß esin Kairo. Saleh und einer der Beduinen sollen in dem mit Sprengstoffbeladenen Fahrzeug gesessen haben, das neben dem Hilton-Hotel in Tabaexplodierte. Die beiden hätten den Anschlag nicht alsSelbstmordattentat geplant, erklärte das Ministerium. Da derZeitzünder ihrer Bombe aber ungenau eingestellt gewesen sei, bliebihnen nach Ansicht der Polizei keine Zeit mehr, um sich rechtzeitigin Sicherheit zu bringen. Beide sollen durch eine DNA-Analyse ihreram Tatort gefundenen sterblichen Überreste identifiziert worden sein.

Zwei weitere Beduinen, die Sprengsätze in den beiden Feriencampsgezündet haben sollen, seien noch auf der Flucht, hieß es.Festgenommen wurden dafür fünf weitere Ägypter. Sie sollen bei derBeschaffung der Fahrzeuge, beim Bombenbau und beim Auskundschaftender Anschlagziele geholfen haben. Bei dem verwendeten Sprengstoffhandelt es sich nach offizieller ägyptischer Darstellung um«Überreste der Kriege auf dem Sinai».

Der Palästinenser Saleh arbeitete laut Polizei in Al-Arisch alsFahrer. Gegen ihn soll es zuvor bereits Anzeigen wegen Vergewaltigungund anderer krimineller Vergehen gegeben haben.

Für den ägyptischen Tourismus sind die am Montag vorgelegtenErmittlungsergebnisse, wenn sie denn einer kritischen Überprüfung vorGericht standhalten sollten, eine gute Nachricht. Denn falls dieAnschläge tatsächlich eine «hausgemachte» Operation waren, die sichgegen Israelis und nicht gegen Ausländer allgemein richtete, und wenndie Attentate wirklich autonom von einer kleinen Gruppe aus Al-Arischund Umgebung geplant wurden, müssten Touristen in Ägypten künftignicht unbedingt mit neuen Anschlägen rechnen.