Ägypten Ägypten: Alte Synagoge in Kairo wurde wieder eröffnet

Kairo/dpa. - «Wir sind froh, dass wir hier wieder einen Ort haben, wo wir gemeinsam beten können», sagte er kurz vor Beginn des Gottesdienstes. «Es ist auch ein Symbol wachsender Normalität.»
Jüdische Minderheiten in den arabischen Ländern sind immer ineiner heiklen Lage: Einerseits zählen sie zur arabischen Welt, dieIsrael auf politischer Ebene feindlich gegenübersteht, andererseitsbetrachten sie Israel auf Grund ihrer Religion als das Gelobte Land.Häufig halten sie sich in der Öffentlichkeit stark zurück undverzichten auf ein allzu demonstratives religiöses Leben.
Die jüdische Gemeinde in Kairo besteht heute nur noch aus wenigenDutzend Mitgliedern in Kairo und Alexandria. Es sind vor allem ältereFrauen, da die Männer wegen der politischen Lage längst das Landverlassen haben. Nach dem Krieg mit Israel 1967 haben die ägyptischenBehörden viele Juden aus dem Land ausgewiesen.
Ende des 19. Jahrhunderts waren die ägyptischen Juden noch eineeinflussreiche Gruppe. Damals lebten etwa 25 000 Juden in Kairo. Indiese Zeit fällt auch die Entdeckung wichtiger Handschriften in einemversiegelten Raum der Ezra-Synagoge. In der so genannten Genizah,einem Lagerraum für religiöse Schriften, die nach jüdischer Traditionnicht vernichtet werden dürfen, fanden sich zahlreiche Manuskripteaus dem Mittelalter. Einer der wichtigsten Funde war die hebräischeFassung des «Buchs der Weisheit», das zur christlichen Bibel zählt,aber bis dahin nur in der griechischen Übersetzung bekannt war.
Die nun wieder eröffnete Synagoge wurde 1934 im Kairoer«Gartenviertel» Maadi gebaut. Der Gründer Meir Biton war dafürbekannt, dass er auf einem Esel über seine Aprikosen- undApfelplantagen ritt und seine Arbeiter zur Eile antrieb. Er spendeteeinen Teil des Geldes selbst und sammelte den Rest bei der jüdischenGemeinde. Zur Grundsteinlegung kamen auch christliche und muslimischeWürdenträger.
Der israelische Botschafter geht davon aus, dass die neoromanischwirkende Synagoge in erster Linie von israelischen Diplomaten undGeschäftsleuten benutzt werden wird. «Für einen jüdischenGottesdienst braucht man zehn Männer, es wird nicht immer einfachsein, die zusammenzubekommen», meint er. «Auf jeden Fall sind wirsind stolz, dass die Menschen hier akzeptieren, dass wir die Synagogewieder eröffnen. Wir fühlen uns als Teil der Stadt.»