Agrar Agrar: Im Hormonskandal neue Fleischexporte entdeckt

Berlin/Brüssel/dpa. - Damitist die Gesamtzahl der verdächtigen Schweine auf 7500 gestiegen.
Verbraucher-Staatssekretär Alexander Müller erläuterte, diefraglichen 504 Schweine seien von den Niederlanden nach Belgiengeliefert und dort geschlachtet worden. Das Fleisch sei dann nachNordrhein-Westfalen (NRW) exportiert worden. Die Behörden dortverfolgten die Lieferungen nun weiter. Bis Freitag war dasMinisterium in Berlin noch von etwa 7000 Tieren ausgegangen, die ineinem niederländischen Betrieb Futter mit dem künstlichenWachstumshormon MPA bekamen. Das Tierfutter kam wahrscheinlich ausBelgien.
Wegen der geringen Rückstände im Fleisch sehen Experten keineGesundheitsgefahr für Menschen. MPA (Medroxy-Progesteron-Azetat) giltin der Tierzucht als Wachstumsförderer, der zu größerenWassereinlagerungen und Fettzuwachs bei den Tieren führen kann.
Die Dimension des Falles ist nach den Worten von StaatssekretärMüller noch unklar. «Wir erwarten in der kommenden Woche Aussagen derzuständigen belgischen und niederländischen Behörden, ob noch mitweiteren Verfütterungen und damit möglichen weiteren Lieferungen nachDeutschland zu rechnen sei», sagte Müller. Derzeit stehen mehr als 40niederländische Schweinemastbetriebe unter Beobachtung.
Das Hormon MPA gelangte nach bisherigen Erkenntnissen überZuckersirup in das Schweinfutter. Die Firma Bioland in dernordbelgischen Provinz Antwerpen gilt als Lieferant dieses Sirups,der in den Niederlanden zu Schweinefutter verarbeitet wurde. Von dortaus wurden tausende Schweine nach Deutschland und Belgien exportiert,die möglicherweise mit Hormonen belastet sind. Das Fleisch wurde nachNRW, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz geliefert. Im Einzelnen istnicht geklärt, wo das Fleisch an die Verbraucher verkauft wurde.
Der Inhaber von Bioland, ein Niederländer, wurde am Freitagabendfestgenommen. Ihm wird vorgeworfen, wissentlich Hormone unter denSirup gemischt zu haben, obwohl deren Verwendung in der Mast verbotenist. In Proben, die bei Bioland genommen wurden, konnten Hormonenachgewiesen werden. Das im Mai Pleite gegangene Unternehmen hatnichts zu tun mit dem gleichnamigen deutschen Öko-Verband.
Die belgischen Behörden verfolgen inzwischen auch eine Spur nachIrland. Ein Sprecher der belgischen Lebensmittelaufsicht teilte amSamstagabend mit, bei der Firma Bioland seien «Materialien» gefundenworden, die offenbar aus Irland stammen. Eine genauere Beschreibunggab er nicht. Die irische Partnerbehörde habe eine Untersuchung beiLieferanten von Bioland eingeleitet.
NRW-Verbraucherministerin Bärbel Höhn (Grüne) forderte höhereGeld- und Freiheitsstrafen für die Täter. «Leute mit kriminellerEnergie müssen Angst haben, erwischt zu werden», sagte sie der «Weltam Sonntag». Zudem verlangte sie eine Ausweitung der EU-weitenKontrollen.