Afghanistan Afghanistan: Weltproduzent für lupenreines Heroin

Brüssel/MZ/cat. - Die Nachrichten aus Afghanistan sind beunruhigend: Die Opium-Ernte ist seit dem Sturz der fundamentalistischen Taliban in die Höhe geschnellt. Weil die Zentralregierung in Kabul keine Autorität über die von Kriegsherren beherrschten Provinzen hat und die Bauern vielerorts keine Wahl haben und Opium anbauen müssen, um zu überleben, ist Afghanistan wieder der Weltproduzent Nummer eins.
Der russische Abgeordnete Wiktor Woitenko warnte jüngst vor Vertretern der EU und der Nato, der Anbau von Opium in Afghanistan sei um das Neunfache gestiegen, insbesondere in der Region, die an Tadschikistan grenzt. Die Vereinten Nationen vermuten dort bis zu 400 Labore, in denen das Opium zu exportfähigem Heroin weiterverarbeitet wird. Und just in dieser Region, in der Stadt Kundus, richtet die Bundeswehr derzeit einen Stützpunkt ein, um den Wiederaufbau des Landes zu unterstützen.
Es sind zum Teil die selben Kriegsfürsten, die den USA im Kampf gegen die Taliban geholfen haben, die jetzt im Drogengeschäft mitmischen. Die Bundeswehr wird sich in der unbequemen Lage wiederfinden, den Opium-Anbau tolerieren zu müssen, obwohl das Heroin vor allem in den europäischen Großstädten landen wird, geschmuggelt über Russland, Iran oder Pakistan. Denn mit den hochgerüsteten Drogenbaronen will sich niemand anlegen.
Der Abgeordnete Woitenko fordert die Europäische Union deswegen auf, Russland bei der Grenzsicherung zu helfen. Rund um Afghanistan müsse ein "Sicherheitsgürtel" gelegt werden, um den Opium-Export zu stoppen.
Allerdings ist nicht klar, ob Russland Teil der Lösung oder Teil des Problems ist. Internationale Drogenfahnder berichten, die russischen Grenztruppen würden an der Grenze zwar regelmäßig Heroin sicher stellen, dies aber dann in Eigenregie verkaufen. Das wäre nicht weiter verwunderlich: Der Militärdienst in der unwirtlichen Region ist hart, der Sold gering. Und weil das afghanische Heroin besonders rein ist, sind die Gewinnmargen in dem Geschäft noch höher als sonst.