Afghanistan Afghanistan: Schlafmohn-Anbau auf hohem Niveau
Kabul/Wien/dpa. - Das Büro fürDrogen und Kriminalität der Vereinten Nationen (UNODC) teilte amMittwoch mit, nach der Winterstudie 2010, die auf Befragungen vonBauern basiert, werde die Anbaufläche in Hektar wahrscheinlichgleichbleiben. Sollte sich das bestätigen, «würde das den in jüngsterVergangenheit erzielten Fortschritt verfestigen». Möglicherweisewerde die Menge des Opiums, das aus dem Schlafmohn gewonnen wird, indiesem Jahr wegen schlechten Wetters zurückgehen.
Anbau und Produktion von Drogen in Afghanistan hatten 2007 ihrenHöchststand erreicht. Zwischen 2007 und 2009 hatte die Anbauflächevon Schlafmohn nach UN-Angaben um mehr als ein Drittel auf 123 000Hektar abgenommen. Im selben Zeitraum sank die Menge des aus demSchlafmohn gewonnenen Opiums von 8200 Tonnen auf 6900 Tonnen. DieTaliban finanzieren sich unter anderem durch das Geschäft mit Drogen.Die UN-Behörde teilte am Mittwoch mit, es gebe weiterhin einen«starken Zusammenhang zwischen Aufstand und Anbau». In fast 80Prozent jener Dörfer, die in Gegenden mit schlechter Sicherheitslagelägen, werde Schlafmohn angebaut. Dagegen wuchs die Pflanze nur insieben Prozent der Orte, die von der Gewalt nicht betroffen sind.
Die Anzahl der Provinzen, die als anbaufrei gelten, werde 2010gleichbleiben oder möglicherweise sogar leicht ansteigen, teilte dasUNODC weiter mit. Im vergangenen Jahr wurden nach der UN-Bewertung in20 der 34 afghanischen Provinzen kein Schlafmohn kultiviert.
Weiterhin spiele der Marktpreis für Opium und für legaleAlternativen wie Weizen eine gewichtige Rolle bei der Entscheidungder Bauern für oder gegen den Schlafmohn-Anbau, hieß es weiter. DieVereinten Nationen warnten, der Preis für Weizen falle deutlichschneller als der für Opium. «Entwicklungshilfe wird dringendgebraucht, um afghanische Bauern dabei zu unterstützen, alternativeEinkommensquellen zu Opium zu finden», sagte UNODC-Chef Antonio MariaCosta. Der Studie zufolge sagen in Gegenden mit starker Präsenz derZentralregierung 61 Prozent der Bauern, sie würden keinen Schlafmohnanbauen, weil es verboten sei. Im Südwesten, wo die Regierung kaumEinfluss hat, äußerten sich nur 39 Prozent der Bauern entsprechend.
«Die Botschaft ist klar», sagte Costa. «Um die größte Quelle derweltweit tödlichsten Droge weiter zu reduzieren, muss es bessereSicherheit, Entwicklung und Regierungsführung in Afghanistan geben.»Afghanistan ist der mit weitem Abstand größte Produzent von Rohopium.In den vergangenen Jahren stammten weltweit mehr als 90 Prozent desGrundstoffes für Heroin vom Hindukusch.