Afghanistan I Afghanistan I: KSK-Soldaten an vorderster Front

Berlin/dpa. - Wie aus Medienberichten vom Samstaghervorgeht, sind die rund 100 Soldaten des Kommandos Spezialkräfte(KSK) weit stärker in Kampfhandlungen im Osten Afghanistanseingebunden, als bisher angenommen.
Gehrcke wollte seine Handlungsweise «als gezielte Provokationgegen die Informationpolitik der Bundesregierung» verstanden wissen,sagte er der «Frankfurter Rundschau» (Samstag). Den möglicherweisedrohenden Eklat nehme er billigend in Kauf. Er habe es «satt, mitAllgemeinheiten abgefüttert zu werden, die keinen Menscheninteressieren», zitierte ihn das Blatt. In der «Süddeutschen Zeitung»sagte Gehrcke, er werde sich von Scharping nicht vorschreiben lassen,wie er die Öffentlichkeit zu informieren habe.
Die Bundesregierung ist «verärgert» über den Bruch derVertraulichkeit durch den PDS-Abgeordneten. «Wir sind deshalbverärgert, weil diese Art nicht den Gepflogenheiten entspricht»,sagte Regierungssprecherin Charima Reinhardt am Samstag der dpa inBerlin. Die PDS werde dennoch nicht von der Gesprächsrunde beiBundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) ausgeladen, der an diesem MontagPartei- und Fraktionsspitzen informieren will. Der Kanzler werde denBruch der vereinbarten Vertraulichkeit bei dem Treffen aber deutlichthematisieren, sagte Reinhardt.
Scharping machte Gehrcke schwere Vorwürfe. «Das ist ein eklatanterBruch parlamentarischer Regeln, ein übler Vertrauensmissbrauch.Außerdem ist es ein neuerlicher Beweis dafür, dass man mit solchenLeuten nicht regieren kann», sagte Scharping der «Bild am Sonntag».
Unter Berufung auf den Einsatzbefehl berichtete die «SüddeutscheZeitung», Aufgabe der KSK-Truppe sei «Spezialaufklärung und Zugriffauf Taliban- und El Kaida-Kämpfer, deren Infrastruktur sowieVersorgungs- und Fluchtwege». In dem Gespräch mit den Obleuten desVerteidigungs- und des Auswärtigen Ausschusses habe Scharping fernerbestätigt, dass die deutschen Soldaten in Ostafghanistan unteramerikanischem Oberbefehl stehen.
Scharping wies in der «Bild am Sonntag» die Kritik desBundeswehrverbandes und von Verteidigungspolitikern von CDU und SPDan der angeblich unzureichenden Ausrüstung der Bundeswehr inAfghanistan zurück. Die Bundeswehr verfüge «über mehr gepanzerteFahrzeuge in Kabul als alle anderen beteiligten Nationen». Jetztwerde dafür gesorgt, dass der Bestand an «Wiesel» auf mehr als zwölfdieser gepanzerten Fahrzeuge erhöht werde. Der Vorsitzende desBundeswehrverbandes, Bernhard Gertz, sagte der Zeitung, die Soldatenseien unzureichend geschützt. Es sei «ein Wunder, dass es bishernicht mehr Tote gegeben habe».
Der verteidigungspolitische Sprecher der Unionsfraktion, PaulBreuer, kritisierte in der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung»,die Regierung habe noch immer keine Bedrohungsanalyse vorgelegt. Erforderte eine «Verstärkung in Schutz und Bewaffnung» durchPanzerfahrzeuge. Die SPD-Wehrexpertin Verena Wohlleben verlangte imselben Blatt, das Verteidigungsministerium «dürfe den Einsatz vonKampf- und Schützenpanzern nicht ausschließen».
Scharping forderte in der «Frankfurter AllgemeinenSonntagszeitung», in Krisen frühzeitiger als bisher militärischeMittel einzusetzen, um eine Gefährdung Deutschlands zu verhindern.Deutschland müsse «dort frühzeitiger vorgehen, wo eine Krise und einKonflikt entstehen».