1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Politik
  6. >
  7. Afghanistan: Afghanistan: Haben Bundeswehr-Einheiten die Helfer nicht geschützt?

Afghanistan Afghanistan: Haben Bundeswehr-Einheiten die Helfer nicht geschützt?

13.09.2004, 15:21
Ein Soldat des Wiederaufbauteams der Bundeswehr in Afghanistan steht in Kundus neben einer Gruppe von Afghanen. (Foto: dpa)
Ein Soldat des Wiederaufbauteams der Bundeswehr in Afghanistan steht in Kundus neben einer Gruppe von Afghanen. (Foto: dpa) dpa

Kabul/Berlin/dpa. - Auch das Verteidigungsministerium hatte die erste Darstellungzurückgewiesen. Ein unmittelbar nach Bekanntwerden der Unruhen inMarsch gesetzter Erkundungstrupp habe vor Ort ein Eingreifen nichtfür erforderlich gehalten, da die Ausschreitungen bereits amAbklingen gewesen seien.

Zudem seien afghanische Sicherheitskräfte im Einsatz gewesen, diedie Situation geregelt hätten. Die deutschen Soldaten kamen denAngaben zufolge nicht unmittelbar mit den Demonstranten in Kontakt.Weder die Hilfsorganisationen noch die afghanische Polizei habe einHilfsersuchen an die deutschen Soldaten gerichtet, sagte derSprecher, der aber auch betonte, dass sich die deutschen Truppengrundsätzlich aus solchen Situationen heraushielten.

Nach Informationen der «Berliner Zeitung» zog sich die deutschePatrouille auf den Stützpunkt zurück, statt einzugreifen. 25afghanische Polizisten seien mit dem Mob zurückgeblieben. DieSoldaten hätten ihren eigenen Krankenwagen mitgenommen, berichtet dasBlatt, ohne Quellen zu nennen. Campbell sagte dem Blatt, diedeutschen Soldaten hätten aber «exzellente medizinische Behandlung»geleistet, als die Verletzten zum PRT-Stützpunkt gebracht wordenseien.

Der verteidigungspolitische Sprecher der Unionsbundestagsfraktion,Christian Schmidt, kritisierte die Haltung der Bundeswehr. «Wenn derSchutz von Hilfsorganisation nicht Aufgabe der PRTs ist, was ist dannihre Aufgabe? Im übrigen stelle man sich mal vor, das wäre deutschenHilfsorganisationen passiert. Das PRT-Konzept hängt in der Luft. Icherwarte da mehr Realismus», sagte Schmidt dem «Kölner Stadt-Anzeiger».

Das deutsche PRT in Kundus hatte nach den Unruhen mitgeteilt,Verletzte würden von der Bundeswehr in Feisabad medizinisch versorgt,deutsche Soldaten seien nicht verletzt worden. Der Bundeswehr-Einsatzin Feisabad hat am 1. September begonnen. Derzeit sind nach Angabendes Verteidigungsministeriums rund 90 Soldaten vor Ort. Eine derAufgaben der PRT ist der Schutz ziviler Helfer. In Feisabad stehtnach Angaben des Ministeriums «in einem ersten Schritt» dieAbsicherung der ersten freien Präsidentenwahl am 9. Oktober imVordergrund.

Bundeswehreinsatz in Afghanistan (Grafik: dpa)
Bundeswehreinsatz in Afghanistan (Grafik: dpa)
dpa