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Afghanistan Afghanistan: Ex-Stabschef der Isaf rügt Einsatz

Von ALEXANDER BAUMBACH UND MARKUS DECKER 12.10.2011, 19:58
Oberst Michael Dederichs. (FOTO: ALEXANDER BAUMBACH)
Oberst Michael Dederichs. (FOTO: ALEXANDER BAUMBACH) Http://dcrc.de

WITTENBERG/BERLIN/MZ. - Bei einer öffentlichenVeranstaltung der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhaltin Wittenberg warf er Politik und Bundeswehrvor, zu wenig Ahnung von der Sache zu haben.Außerdem täten Deutschland und seine Verbündetennicht genug, um erfolgreich zu sein.

"Schwierig ist insbesondere die Führungsarbeitunserer Politiker, unseres Parlaments undder Spitzenmilitärs", sagte Dederichs. "Diemuss ich da ganz bewusst mit an Bord nehmen.Da fehlt mir persönlich manchmal das profundeWissen. Ich habe manchmal das Gefühl, dassman sein Großhirn nicht mit Detailkenntnissenplagt." Man müsse aber wissen, wovon man spricht.Deutschland dürfe sich zudem "nie rein militärischengagieren, sondern immer mit einem Ressort-übergreifendenAnsatz. Und wenn sich Deutschland engagiert,dann muss sich Deutschland richtig engagieren.Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass- das funktioniert nicht. Da bezahlen deutscheSoldaten, aber auch deutsche Zivilisten mitLeib und Leben für dieses Herangehen."

Dederichs mahnte: "Wir müssten viel mehr Soldatenreinschicken, wir müssten viel mehr Geld reinstecken,wir müssten viel mehr zivile Expertise dorthinschicken. Würde man es ernst meinen, dannmüsste man das so tun. Man tut’s aber nicht."So habe die Bundeswehr "teilweise strategischwichtige Gebiete frei gekämpft", dann allerdings"nicht genügend Truppen" gehabt, "um sie zuhalten". Auch der Aufbau der Armee am Hindukuschsei zweifelhaft. Wörtlich sagte der Kommandeur:"Ich habe an der Effizienz und Glaubwürdigkeitder afghanischen Streitkräfte zumindest Bedenken- um es vorsichtig auszudrücken." Und er sehe"den Afghanistan-Einsatz heute ein bisschenso wie das Vietnam-Trauma in den USA". DerEinsatz sei halbherzig und müsse darum scheitern."Insofern", so Dederichs, "kann ich die Kritikvon verschiedenen Generälen im Ruhestand gutnachvollziehen."