Afghanistan Afghanistan: Ex-Minister soll sich bereichert haben
BERLIN/KABUL/MZ. - Von vier beziehungsweise 19 Millionen Euro ist die Rede. Bereits 2008 sei das Bundeskriminalamt dem Verdacht nachgegangen, der Politiker habe Summen unbekannter Höhe auf private Konten in der Schweiz transferiert. Damals stand Farhang noch im Mittelpunkt einer anderen Affäre. So kam heraus, dass der Bundesnachrichtendienst seinen E-Mail-Verkehr mit der "Spiegel"-Journalistin Susanne Koelbl überwacht hatte.
Der impulsive Polit-Pensionär jedenfalls weist den aktuellen Vorwurf von sich. Gleiches tut sein deutscher Anwalt Ernst-Albrecht von Renesse, Ehemann der früheren SPD-Bundestagsabgeordneten Margot von Renesse, seinerzeit eine Art moralische Instanz im Parlament. Farhang sei "ein integrer Mann", betont er. "Ich zweifle nicht an ihm." Der 79-Jährige kennt Farhang seit den siebziger Jahren, als dieser zum Studium in Köln weilte. Beide lebten später in Bochum und veranstalteten gemeinsame Seminare zur Lage in Afghanistan. Farhang sei in seiner Ministerzeit selbst gegen Korruption vorgegangen, so der Anwalt. "Jetzt machen sie ihn zum korrupten Mann." Das Ganze sei eine Retourkutsche. Auch wohne er in Kabul "in einem bescheidenen Haus auf einem mittelgroßen Grundstück". Nichts deute auf Bereicherung hin. Farhangs Frau und die beiden Töchter leben noch immer in Deutschland.
Farhang und von Renesse werfen dem "Spiegel" mangelhafte Recherche vor. Das bezieht sich nicht nur auf die divergierenden Angaben zu den angeblich unterschlagenen Beträgen. Auch sei davon die Rede, dass der afghanische Generalstaatsanwalt Mohammed Ishaq Aloko in Berlin um die Auslieferung Farhangs bitten wolle. Tatsächlich ist dieser aber unverändert in Kabul zu Hause und hat die deutsche Staatsbürgerschaft längst zurückgegeben. Der Anwalt verlangt im Interesse seines Mandanten eine Gegendarstellung des Magazins.
Farhang zeigt sich von seiner Unschuld völlig überzeugt. Das Ganze sei "eine Farce", behauptet er. Gleichwohl soll der Ex-Minister bald angeklagt werden.