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Afghanistan Afghanistan: Ex-König Sahir Schah kehrt zurück

17.04.2002, 11:49
Ex-König Sahir Schah
Ex-König Sahir Schah ANSA

Neu Delhi/dpa. - Der Monarch ist schon 87 Jahre alt. Nicht nur wegen seiner Feindeim Land, auch gesundheitlich ist die Rückkehr ein Risiko für Schah.Während einige ihn selbst für eines der wenigen Symbole der EinheitAfghanistans halten, glaubt er selbst vor allem an die «LojaDschirga», die große Volksversammlung. Ihretwegen kommt er, ihr willer im Juni vorsitzen, damit sie Afghanistan in eine demokratischeZukunft führt, die er schon vor 40 Jahren anstrebte.

«Das politische Vakuum muss ausgefüllt werden. Die Zukunft desLandes liegt in den Händen der Loja Dschirga», sagte der Ex-Königschon im vergangenen November, nachdem die USA und die Nordallianzdie Taliban vertrieben hatten. Er werde zurückkehren, um seinem Landzu dienen, nicht, um wieder König zu werden, versprach Sahir Schah.

Der Monarch wurde 1914 in Kabul geboren. Zeitweise lebte er inFrankreich, um dort ausgebildet zu werden. Als er 19 war, fiel seinVater König Nadir Schah einem Mord zum Opfer, und Sahir kam auf denThron. 40 Jahre lang regierte er das Land, bis sein Cousin MohammedDaud ihn 1973 stürzte, während König Sahir sich in Italien wegeneines Augenleidens behandeln ließ. Dort lebte er seitdem im Exil.

Die lange Regierungszeit Sahir Schahs und seiner Familie täuschteine Stabilität vor, die es in Wirklichkeit nicht gab. Afghanistanwar nie ein wirklich zentral regiertes Land. Die Volksgruppen undsogar deren Untergruppen, die Stämme, übten in ihren jeweiligenRegionen immer schon viel Macht aus. Ein zusätzlicher Konflikt wuchswährend Sahir Schahs Amtszeit - der zwischen am Westen orientierterModernisierung und dem konservativ-islamischen Denken.

Sahir Schah legte 1964 eine Verfassung vor, in der er die Machtder Königsfamilie einschränkte, das allgemeine Wahlrecht versprachund eine freie Presse, die Emanzipation der Frauen und ein Parlament.Der Putsch seines Cousins, die nachfolgenden linken Diktaturen undder Einmarsch der sowjetischen Truppen vertieften die Kluft zwischenModernisierern und Fundamentalisten. Und es waren die islamischenFanatiker wie der Königsgegner Gulbuddin Hekmatjar, die vom Westengegen die Sowjetunion mit Geld und Waffen versorgt wurden.

Schon bei deren Abzug wurde die Rückkehr des Ex-Königs diskutiert,scheiterte aber am Bürgerkrieg. Nach dem Sturz der Taliban kam Schahwieder ins Gespräch. Die Macht liegt zur Zeit bei der Nordallianz,vor allem bei den Tadschiken. Sahir Schah ist Paschtune und könntediese größte Volksgruppe Afghanistans für die «Loja Dschirga»begeistern, hoffen viele. Schah selbst will für sein Volk möglichstrasch die Souveränität zurückgewinnen. Der Krieg gegen Taliban und ElKaida müsse aufhören, meint er. «Der Terrorismus und El Kaida sindausländische, nicht afghanische Phänomene», sagte der Ex-Monarch imMärz.