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Afghanistan-Einsatz Afghanistan-Einsatz: Aufklärungsarbeit mit Fernrohr von Tchibo

Von Can Merey 10.05.2006, 06:07
Ein deutscher Soldat schaut am 05.05.2006 bei einer Patrouille einige Kilometer vom Lager bei Masar-i-Scharif entfernt durch ein Fernrohr von Tchibo. Die für den Schutz des neuen Bundeswehr-Lagers im nordafghanischen Masar-i-Scharif zuständigen deutschen Soldaten sind lückenhaft ausgerüstet. Das sogenannte Spektiv - das weitaus stärker vergrößert als ein Fernglas und bei der Kaffeerösterkette für 89,90 Euro erhältlich ist - hat der Patrouillenführer aus eigener Tasche bezahlt und selber mitgebracht. (Foto: dpa)
Ein deutscher Soldat schaut am 05.05.2006 bei einer Patrouille einige Kilometer vom Lager bei Masar-i-Scharif entfernt durch ein Fernrohr von Tchibo. Die für den Schutz des neuen Bundeswehr-Lagers im nordafghanischen Masar-i-Scharif zuständigen deutschen Soldaten sind lückenhaft ausgerüstet. Das sogenannte Spektiv - das weitaus stärker vergrößert als ein Fernglas und bei der Kaffeerösterkette für 89,90 Euro erhältlich ist - hat der Patrouillenführer aus eigener Tasche bezahlt und selber mitgebracht. (Foto: dpa) dpa

Masar-i-Scharif/Berlin/dpa. - Die für den Schutz des neuenBundeswehr-Lagers im nordafghanischen Masar-i-Scharif zuständigendeutschen Soldaten sind lückenhaft ausgerüstet. So muss eineSpezialeinheit, die im Umfeld des Camps Marmal Patrouillen fährt undAufklärungsarbeit leistet, nach dpa-Informationen ein Fernrohr vonTchibo nutzen. Das so genannte Spektiv - das weitaus stärkervergrößert als ein Fernglas und bei der Kaffeerösterkette für 89,90Euro erhältlich ist - hat der Patrouillenführer aus eigener Taschebezahlt und selber mitgebracht.

Dabei gehört das Spektiv zur Standardausrüstung der Einheit, dieschon seit Januar vor Ort ist und bald wieder abgelöst wird. DieBundeswehr lieferte bislang trotzdem nicht. So verhält es sich auchmit Tarnanzügen: Die kauften die Männer der Spezialeinheit, die aufihren Einsätzen bei Masar-i-Scharif einem erheblichen Risikoausgesetzt sind und von denen die Sicherheit im Lager maßgeblichabhängt, im Outdoor-Shop in Deutschland - wieder auf eigene Rechnung.

Eher kryptisch kommentierte am Mittwoch in Berlin der Sprecher desVerteidigungsministeriums, Thomas Raabe, den Mangel in Masar-i-Sharif: «Auch wir müssen unsere Erfahrungen machen», sagte er. «DieAusrüstung der Bundeswehr entspricht den jeweiligen Anforderungen derEinsatzländer.» Auf das Fernrohr von Tchibo und die Tarnanzüge ausdem Outdoor-Shop ging Raabe trotz hartnäckigen Nachfragens nichtnäher ein. Er betonte aber: Die Ausrüstung der Bundeswehr sei imVergleich zu anderen Ländern sehr gut.

Diese Meinung teilen auch die deutschen Soldaten in Masar-i-Sharif- zumindest was jene Teile der Ausrüstung angeht, die die Bundeswehrauch tatsächlich zur Verfügung gestellt hat. Mit den hochmodernenFerngläsern, Nachtsichtgeräten und Gewehren etwa könne man sichdurchaus mit Soldaten anderer westlicher Nationen in Afghanistanmessen, heißt es im Camp Marmal.

Die Bundeswehr baut in Masar-i-Scharif derzeit ihr größtesFeldlager außerhalb Deutschlands auf. Momentan sind rund 600 deutscheSoldaten dort stationiert, später sollen es 1700 werden. Im Juni solldie Bundeswehr das Kommando über die internationale Schutztruppe ISAFin ganz Nordafghanistan übernehmen. Die Lage in Masar-i-Scharif istnach Einschätzung der Bundeswehr «nicht ruhig und nicht stabil».