Afghanistan Afghanistan: Deutsche Experten helfen beim Wiederaufbau

Berlin/Kabul/dpa. - Die Bundesregierung will den Wiederaufbau in der nordafghanischen Region Kundus mit 50 zivilen Helfern unterstützen. Ein Teil der Mitarbeiter werde aus Deutschland, ein Teil aus Afghanistan stammen, sagte Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) der dpa. Die deutsche Elitetruppe Kommando Spezialkräfte (KSK) ist laut einem «Spiegel»-Bericht unterdessen nach zwei Jahren Einsatz in dem kriegszerstörten Land nach Deutschland zurückgekehrt.
Nach UN-Angaben vom Sonntag soll in der Provinz Kundus an diesem Freitag auch die Entwaffnung afghanischer Milizen beginnen. Die Bundesregierung will in der Region ein Wiederaufbauteam mit bis zu 450 deutsche Soldaten stationieren. Dem Einsatz deutscher Soldaten in Kundus muss der Bundestag am Freitag noch zustimmen. Insgesamt sind im Rahmen der ISAF-Mission in Afghanistan 1800 deutsche Soldaten stationiert. Die Regierung erwägt, den usbekischen Stützpunkt Termes zur Versorgung deutscher Soldaten in Afghanistan aufzulösen.
In Ostafghanistan griffen unterdessen am frühen Sonntagmorgen mutmaßliche Taliban-Rebellen US-Soldaten mit schweren Waffen an. Über Tote oder Verletzte bei dem Angriff auf einen Stützpunkt in der Provinz Khost sei nichts bekannt, berichtete die in Pakistan ansässige afghanische Nachrichtenagentur AIP.
Wieczorek-Zeul sagte in einem dpa-Gespräch, die Zentrale der zivilen Helfer werde in der Stadt Kundus sein. «Unsere zivilen Wiederaufbaukräfte müssen nahe bei den Menschen sein, denen sie helfen.» Hauptaufgabe sei die Wiederherstellung von Straßen, der Wasserversorgung und des Gesundheitssystems. «Es ist mitnichten daran gedacht, dass unsere Helferinnen und Helfer mit "militärischem Begleitschutz" arbeiten - diese Vorstellung ist völlig absurd.»
Nach Rückkehr der KSK-Soldaten sei die deutsche Beteiligung an der Jagd auf Terroristen im Rahmen der US-geführten Mission «Enduring Freedom» am Hindukusch zu Ende, berichtet der «Spiegel». Zuletzt seien die Spezialkräfte nicht mehr an Kampfhandlungen beteiligt gewesen, sondern seien für so genannte Spezialaufklärung nordöstlich von Kabul eingesetzt worden. Das Verteidigungsministerium in Berlin wollte den Bericht am Wochenende nicht kommentieren.
Ein UN-Sprecher sagte in Kabul, die Entwaffnung der Milizen beginne am Freitag in der Provinz Kundus. Während der Pilotphase sollen zunächst in sechs Regionen je 1000 Waffen eingesammelt werden. In den Milizen sind nach offiziellen Schätzungen rund 100 000 Mann organisiert. Die neue Landesarmee verfügt bislang über 6000 Soldaten.
Hintergrund des möglichen Abzugs der Deutschen aus Termes sind nach einem Bericht der «Bild am Sonntag» zu hohe Landegebühren. Bislang habe Berlin pauschal pro Monat rund 60 000 Dollar (rund 51 500 Euro) bezahlt. Doch nun wolle Usbekistan pro Landung eines deutschen Flugzeugs 15 000 Dollar (knapp 13 000 Euro) kassieren. Eine Sprecherin des Außenministeriums bestätigte, es gebe Gespräche mit der usbekischen Regierung. Zum Inhalt äußerte sie sich nicht.
Die Bundeswehr nutzt den Stützpunkt Termes zur Versorgung der Internationalen Schutztruppe in Afghanistan (ISAF). Sollte er wegfallen, müsste der Nachschub über andere Kanäle laufen. Eine Möglichkeit wäre Russland. Über dessen Territorium darf Deutschland als erstes NATO-Land demnächst Militärgüter transportieren.