Afghanen melden Festnahme des Polizisten-Attentäters
Kabul/dpa. - Der afghanische Geheimdienst hat nach eigenen Angaben bereits zwei Stunden nach dem tödlichen Anschlag auf die deutschen Polizisten in Kabul den Attentäter gefasst. «Dieser 15 oder 16 Jahre alte Junge hat den Sprengsatz gezündet», sagte der Sprecher des Geheimdienstes NDS, Sayed Ansari, am Mittwoch der dpa in Kabul.
Unterdessen die die befreite deutsche Geisel auf dem Heimflug. Der am vergangenen Mittwoch nahe des Tatorts festgenommene Jugendliche wird derzeit befragt. «Spiegel Online» hatte berichtet, die Polizei habe am vergangenen Donnerstag einen jungen Mann festgenommen, der für die Zündung des Sprengsatzes verantwortlich gewesen sein könnte.
Ansari sagte, der Jugendliche habe die Detonation von seinem Versteck aus mit Drähten ausgelöst. Über die Hintermänner äußerte er sich nicht. Der Sprecher des Innenministeriums, Semarai Baschary, sagte, es handele sich um eine Angelegenheit des Geheimdienstes, nicht des Ministeriums. Taliban-Sprecher Kari Jussif Ahmadi sagte der dpa am Mittwoch, in Zusammenhang mit dem Anschlag sei kein Kämpfer der radikalislamischen Aufständischen festgenommen worden. Die Rebellen hätten keine Jugendlichen in ihren Reihen. Angaben der Taliban zu Festnahmen ihrer Kämpfer gelten als wenig verlässlich.
Die Taliban hatten sich zu der Tat bekannt. Bei der Explosion des Sprengsatzes waren drei deutsche Polizisten, die die Botschaft und Botschafter Hans-Ulrich Seidt schützten, auf dem Weg zu einem Schießstand am Rande der afghanischen Hauptstadt getötet worden.
Nach dem glücklichen Ausgang der Geiselkrise um die Deutsche Christina M. in Kabul ist die 31-Jährige derzeit auf dem Heimweg nach Deutschland. Die Entwicklungshelferin wird aller Voraussicht nach noch heute in der Heimat ankommen.
Nach Worten von Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) helfe die Bundeswehr bei der Rückführung. Nach Angaben des Ministers wird Christina M. über den Stützpunkt Termes der Bundeswehr in Usbekistan nach Deutschland gebracht.
Die Mitarbeiterin der Hilfsorganisationen ora international war am Samstagmittag aus einem Imbiss in Kabul verschleppt worden. In der Nacht zum Montag hatten afghanische Polizisten und Geheimdienstmitarbeiter sie aus einem Haus in Kabul befreit. Vier mutmaßliche Entführer wurden verhaftet.
Inzwischen ist nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur dpa wieder Bewegung in den Fall des in Afghanistan entführten deutschen Bauingenieurs gekommen. Wie dpa am Dienstag aus zuverlässiger Quelle erfuhr, machten die Bemühungen um eine Freilassung des 62-jährigen Rudolf B. langsame Fortschritte. Man versuche, die Angelegenheit auf verschiedenen Kanälen voranzubringen. Prognosen für einen Zeitpunkt einer Freilassung seien allerdings nicht möglich.
Der Bauingenieur war am 18. Juli verschleppt worden. Ein zusammen mit Rudolf B. verschleppter Deutscher war wenige Tage nach der Entführung gestorben.