AfD-Politiker bei Günther Jauch AfD-Politiker bei Günther Jauch: Björn Höcke polarisiert im Osten
Berlin/Erfurt - Politisch interessierte Menschen haben schon länger gewusst, was dieser Björn Höcke für einer ist. Der Besuch einer Sitzung des Thüringer Landtages reicht im Übrigen aus, um die radikale Gesinnung des AfD-Fraktionsvorsitzenden ebenso wahrzunehmen wie seinen herrischen Ton gegenüber Andersdenkenden.
Nun bekam der 43-Jährige am Sonntag bei Günther Jauch in der ARD erstmals die nationale Bühne. Die einen sagen, man hätte Höcke nie einladen dürfen. Die anderen erwidern, er habe sich entblößt mit seiner aus dem Jackett gezauberten Deutschland-Fahne und bei in Einspielfilmen zu hörenden absurden Aussagen wie jene, die zu Hunderttausenden fliehenden Afghanen und Syrer hätten am Ende immer noch ihre Heimat, Deutsche aber hätten sie wegen des Flüchtlingszustroms bald nicht mehr. So oder so wissen neuerdings alle, woran sie mit Höcke sind. Oder besser: Sie müssten es wissen.
„Völkisches Gedankengut“
Der Lehrer für Geschichte und Sport wurde 1972 im westfälischen Lünen geboren. leistete Wehrdienst, studierte in mehreren Städten und unterrichtete später an einer Gesamtschule im hessischen Bad Sooden-Allendorf, bis er 2014 für die Alternative für Deutschland in den Thüringer Landtag einzog. Der einstige AfD-Politiker Hans-Olaf Henkel beklagte, Höcke reduziere die Partei auf „völkisches Gedankengut“. Fest steht, dass er in der rechtslastigen Partei den Rechtsaußen gibt. Beobachter der rechten Szene ordnen Höcke der „Identitären Bewegung“ zu. Tatsächlich hat der jetzt im Eichsfeld lebende Vater von vier Kindern erklärt, man dürfe nicht jedes NPD-Mitglied als rechtsextrem einstufen. Dass Rechtsextremisten zu seinen Auftritten in Erfurt pilgern, quittierte er lapidar: „Wenn ein Pfarrer vor seiner Gemeinde predigt, weiß er auch nicht, ob ein Teufelsanbeter darunter ist.“
Auch sonst sind Höckes Äußerungen einschlägig. Entsprechend bekannte er jüngst bei einer Kundgebung: „Ich will, dass Deutschland nicht nur eine tausendjährige Vergangenheit hat. Ich will, dass Deutschland auch eine tausendjährige Zukunft hat.“ Unverhohlener kann man seine Sympathie für nationalsozialistisches Gedankengut kaum ausdrücken. Zugleich träumt Höcke von einer neuen politischen Elite, die sich durch „eine unzerstörbare, ehrliche, reine Vaterlandsliebe“ auszeichnen müsse. Dabei setzt er auf „das Volk“ als homogene Masse.
„Aggressiv-verächtlich“
Wenn Höcke über politische Gegner spricht, dann aggressiv-verächtlich. Christdemokraten bezeichnete er als „Zeitgeist-Kastraten“, mit denen man erst rede, nachdem „die Apparatschiks entsorgt sind“. Über Kanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte er: „Diese durchgeknallte, Deutschland abschaffende Kanzlerin muss weg.“
Die Hoffnung, spätestens durch sein Gastspiel bei Jauch habe Höcke sich demaskiert und damit geschadet, könnte trotz allem trügen. Der Mann, der im Pegida-Stil Thüringens Landeshauptstadt aufmischt, hat dort in der vorigen Woche 8.000 Menschen mobilisiert. In Sachsen-Anhalt, wo er jüngst auftrat, darf die AfD bei der Landtagswahl im März unterdessen auf ein zweistelliges Ergebnis hoffen. Rechts zieht mehr denn je. (mz)