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«Achtes Weltwunder» «Achtes Weltwunder»: Putin und Schröder übergeben Bernsteinzimmer

31.05.2003, 15:34
Wladimir Putin, Doris Schröder-Köpf, Ludmila Putina und Gerhard Schröder (v.l.) betrachten das neue Bernsteinzimmer (Foto: dpa)
Wladimir Putin, Doris Schröder-Köpf, Ludmila Putina und Gerhard Schröder (v.l.) betrachten das neue Bernsteinzimmer (Foto: dpa) AP Pool

St. Petersburg/dpa. - Als achtes Weltwunder wurde das legendäre Bernsteinzimmer gepriesen: Am Samstag übergaben der russische Präsident Wladimir Putin und Bundeskanzler Gerhard Schröder die Nachbildung des prunkvollen Kabinetts im Katharinenpalast bei St. Petersburg der Öffentlichkeit. Es war ein Höhepunkt der Festlichkeiten zur 300-Jahr-Feier der Stadt.

«Dieses Meisterwerk ist ein Symbol für die neuen Beziehungen in der Familie unseres großen Europas», sagte Putin. Schröder erschien mit seiner Frau Doris, auch Putin kam in Begleitung. Als erste bestaunten mehr als 40 Staats- und Regierungschefs das Meisterwerk.

Das Original-Zimmer mit seinen kostbaren geschnitzten Bernsteintäfelungen war im Zweiten Weltkrieg von deutschen Soldaten gestohlen worden. Es ging 1945 im brennenden Königsberg verloren. Der preußische König Friedrich Wilhelm I. hatte das Bernsteinzimmer im Jahr 1716 dem russischen Zaren Peter I. als Zeichen der Freundschaft mit dem aufstrebenden östlichen Nachbarn geschenkt.

Russische Spitzenhandwerker bauten das Kabinett in den vergangenen 20 Jahren wissenschaftlich genau nach. Als die Arbeit vor fünf Jahren durch die russische Wirtschaftskrise ins Stocken geriet, gab der im russischen Erdgas-Geschäft tätige Essener Energieversorger Ruhrgas AG 3,5 Millionen Dollar zur Vollendung des Projekts. «Dank an alle deutschen Kollegen, die das Projekt unterstützten», sagte Putin. «Das legendäre Bernsteinzimmer ist gemeinsam von russischen Meistern und deutschen Partnern wieder ins Leben gerufen worden.»

Das Kabinett war von Anfang an ein Symbol deutsch-russischer Beziehungen: Vom Unterpfand guter Nachbarschaft wurde es zum Zeichen für den riesigen Verlust an Kulturschätzen, den Russland durch den Einmarsch der Wehrmacht nach 1941 erlitten hat. So war es für viele Bürger und Politiker Russlands bemerkenswert, dass ausgerechnet ein deutsches Unternehmen die Fortsetzung der Arbeiten finanziell ermöglichte.

Über kaum ein anderes Kulturgut wurde mehr geschrieben und spekuliert als über das legendäre Geschenk Preußens an Zar Peter den Großen. Das Bernsteinzimmer gilt als das wohl größte Kleinod europäischen Kunsthandwerks. Die Suche nach dem «Nibelungenhort der Neuzeit» hat die Gemüter und die Fantasie vieler Schatzsucher bewegt und Stoff für Filme und Bücher geliefert. Gefunden wurde das Bernsteinzimmer aber nie.

Blick in das neue Bernsteinzimmer (Foto: dpa)
Blick in das neue Bernsteinzimmer (Foto: dpa)
AP Pool