1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Politik
  6. >
  7. Abschied von Nelson Mandela: Abschied von Nelson Mandela: Letzte Ehre für Südafrikas Nationalheld

Abschied von Nelson Mandela Abschied von Nelson Mandela: Letzte Ehre für Südafrikas Nationalheld

Von Theresa Münch 15.12.2013, 10:34
Mandelas Sarg wird in Qunu beigesetzt
Mandelas Sarg wird in Qunu beigesetzt dpa Lizenz

Qunu/dpa - In den letzten Momenten wäre seine Familie mit dem großen Nelson Mandela am liebsten allein gewesen. Hier in der ländlichen Transkei mit ihren weiten Hügeln, wo er aufwuchs und wo er begraben werden wollte. Doch sie muss ihn teilen, selbst im Tod. Mehr als 4 500 Trauergäste, darunter ausländische Staatschefs, dürfen die Rituale miterleben, mit denen der Geist des Freiheitskämpfers auf seine letzte Reise geht. Vor Jahrzehnten war Mandela vom Privatmann zum Staatsmann geworden. Er bleibt es auch im Tod. „Sein Leben gehörte der Nation und der Welt“, sagte Ex-Frau Winnie Madikizela-Mandela vor wenigen Tagen. Es sei hart für die Familie, ihn im Tod zu teilen. „Er hat alles aufgegeben für sein Land.“

Es ist das letzte Kapitel seines „langen Wegs zur Freiheit“, wie der Friedensnobelpreisträger selbst seine Autobiografie überschrieb. Der Kreis schließt sich, hier im Dorf Qunu im Südosten Südafrikas. Wo heute sein Grab liegt, hütete Mandela als Kind das Vieh, damals trug er noch den Xhosa-Namen Rolihlahla. Einige nennen ihn noch immer Dalibhunga - der Name, den er nach der Beschneidung bekam. Hier in Qunu lief er durchs Dorf, als er nach 27 Jahren aus dem Gefängnis entlassen wurde. Nun ist er für immer zurück. „Ein großer Baum ist gefallen, jetzt geht er nach Hause, um mit seinen Ahnen zu ruhen“, sagt Clanchef Ngangomhlaba Matanzima, der über dem Anzug ein Leopardenfell auf den Schultern trägt. Mandelas Freund Ahmed Kathrada, der mit dem Nationalhelden im Gefängnis saß, erinnert mit erstickter Stimme daran, dass er jetzt zum „A-Team“ seiner toten Mitstreiter im Freiheitskampf stoße.

Ein Mann vom Volk der Xhosa müsse mittags beerdigt werden, „wenn die Sonne am höchsten steht und der Schatten am kürzesten ist“, erläutert der Vizepräsident der regierenden Partei ANC, Cyril Ramaphosa. Sonst könnten die Ahnen zornig werden. Doch weil die Trauerfeier sich lange hinzieht, muss sich Mandelas Familie am Ende beeilen. Mit welchen möglicherweise uralten Ritualen der Versöhner der Nation beerdigt wird, dringt nicht nach außen. Nach Xhosa-Tradition sei es wichtig, dass der Geist seinen Frieden finde, sagt Mathew Maphalwa, ein Berater des Thembu-Clans, dem Mandela angehörte. Eine unruhige Seele bringe der Familie Unglück. Bei Begräbnissen von Königen würden Kräuter genutzt, um dem Geist den Weg zu weisen. Es gebe Loblieder, und der Sarg werde in eine traditionelle Decke gehüllt.

Nelson Rolihlahla („Der Schwierige“) Mandela wird als Mitglied der Tembu-Königsfamilie des Xhosa-Volkes bei Umtata im Südwesten des Landes geboren.

Er beginnt sein Jurastudium an der Universität für Farbige in Fort Hare. Es folgen die Universitäten von Witwatersrand und Pretoria, wo er 1942 sein Studium abschließt.

Mandela schließt sich der schwarzen Widerstandsbewegung gegen die südafrikanische Apartheidpolitik an und wird Mitglied des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC).

Er eröffnet das erste schwarze Anwaltsbüro in Johannesburg und führt eine gewaltlose landesweite Kampagne gegen die sogenannten Rassentrennungsgesetze.

Mandela steht erstmals wegen Hochverrats vor Gericht, wird aber freigesprochen.

Nach dem Verbot des ANC gründet Mandela die militante Gruppe Speer der Nation („Umkhonto we Sizwe“).

Mandela wird erneut verhaftet. In dem folgenden Prozess werden ihm als Hauptangeklagten mehr als 150 Sabotageakte angelastet.

Mandela wird wegen der Vorbereitung eines bewaffneten Aufstands als Hochverräter zu lebenslanger Haft verurteilt.

Mandela wird nach 27 Jahren aus der Haft entlassen. 17 Jahre davon saß er mit der Häftlingsnummer 466/64 auf der berüchtigten Gefängnisinsel Robben Island ein.

Mandela und der südafrikanische Regierungschef Willem de Klerk werden gemeinsam mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.

Der einstige politische Häftling geht als Sieger aus den ersten freien Wahlen nach Ende der Trennung zwischen Schwarzen und Weißen hervor und wird von der Nationalversammlung zum Staatspräsidenten gewählt.

Thabo Mbeki löst Mandela als ANC-Präsident ab.

Mbeki wird als Nachfolger Mandelas vom südafrikanischen Parlament zum Staatspräsidenten gewählt. Mandela zieht sich aus der aktiven Politik zurück, tritt national und international aber weiterhin als moralische Instanz und Vermittler in Erscheinung.

Der 85-Jährige betont, sich endgültig aus dem öffentlichen Leben heraushalten zu wollen.

Letztes öffentliches Erscheinen Mandelas zur Abschlussfeier der Fußball-Weltmeisterschaft in Johannesburg

Doch traditionell dürfen auch alle Dorfbewohner ohne Einladung zur Beerdigung kommen. Diesmal jedoch können sie ihrem einstigen Nachbarn nicht die letzte Ehre erweisen. Viele schauen von Hügeln auf die Grabstelle hinunter. Etwa zwei Kilometer davon entfernt verfolgt die 16-jährige Yolisa Zokufa alles im TV. Im Gegensatz zu vielen Trauergästen hat sie Mandela selbst gesprochen, gar auf seinem Schoß gesessen. „Es gab große Weihnachtspartys in seinem Haus“, erinnert sie sich.

„Während Dein Weg zur Freiheit zu Ende ist, geht unsere Reise weiter“, sagt Präsident Jacob Zuma. Südafrika werde sich allein deswegen weiterentwickeln, weil niemand Mandela enttäuschen wolle. Der Freiheitskämpfer, Versöhner und Held, so meinen die Menschen, hat genug getan. „Ugqatso lwakho Ulufezile. Siyabulela“, sagen sie. „Du bist Dein Rennen gelaufen. Wir danken Dir.“