Aachen Aachen: Angela Merkel wird mit dem Karlspreis ausgezeichnet
Aachen/ddp. - In ihrer Rede warbdie Kanzlerin für die europäische Idee zur Lösung globaler Problemeund würdigte die Leistungen Europas zu einem Länderverbund, der eine«Erfolgsgeschichte ohne Beispiel» sei.
Die EU sei «die beste Antwort auf die Herausforderungen unsererZeit», sagte Merkel. Europa habe neben der Sicherung des Friedens undder Freiheit die Verpflichtung, für «unser Gesellschaftsmodell» zuwerben. Europa müsse seinen Beitrag leisten, um der Globalisierungein «menschliches Gesicht» zu geben. Die Welt dürfe dieGlobalisierung nicht als «schicksalhaft Kraft» sehen, der man sich zuergeben habe.
Die Bundeskanzlerin rief die EU-Mitgliedsstaaten dazu auf, nichtin dem Willen zur Gestaltung Europas nachzulassen. Diesen Willen habedie EU im Vorjahr mit dem Reformvertrag von Lissabon bewiesen, derdie Grundlage der EU erneuert habe. Ziel müsse ein europäisches Haussein, das offen für Neues und «unsere Zukunft» sei. «Europa war, istund wird unser gemeinsames Schicksal sein», mahnte Merkel.
Die Laudatio auf Merkel hielt der französische StaatspräsidentNicolas Sarkozy. Er sprach vom Projekt der europäischen Einigung alseiner Idee der Gerechtigkeit, die von allen Völkern geteilt werdenmüsse. «Wir leben in Frieden. Das war nicht immer so», merkte Sarkozymit Blick auf die europäische Geschichte an. Jetzt komme es daraufan, dass Europa seinen Einigungsprozess weiter verstärke und dabeialle Europäer mitnehme.
Sarkozy würdigte die Kanzlerin als eine «mutige und intelligenteFrau», von der er selbst vieles habe lernen können. Ihr Lebenslauf,der noch hinter dem «Eisernen Vorhang» begonnen habe, sei ein «Wegder Hoffnung» für alle Europäer. Zugleich würdigte er Merkels Einsatzund «Willenskraft» für das Zustandekommen des EU-Reformvertrags.Sarkozy betonte zugleich die deutsch-französische Freundschaft.
Aachens Oberbürgermeister Jürgen Linden (SPD) sagte, Merkel habeEuropa in vielen Dingen gestärkt und für einen «Qualitätssprung» inder EU gesorgt, für den sie Dank verdiene. Als «schwierigstes Feld»für Europa bezeichnete er die Außenpolitik. So sei derEU-Außenminister immer noch eine Wunschvorstellung, das «Sprechen miteiner Stimme» in den Konflikten der Welt noch «Zukunftsmusik».
Merkel erhielt den Karlspreis «in Würdigung ihres herausragendenBeitrags zur Überwindung der Krise der EU und in Anerkennungrichtungweisender Entscheidungen zum Fortschreiten des europäischenEinigungsprozesses». Die Bundeskanzlerin ist nach der französischenPolitikerin Simone Veil, der früheren norwegischenMinisterpräsidentin Gro Harlem Brundtland und der niederländischenKönigin Beatrix die vierte Frau, die den Karlspreis erhält.
Der letzte deutsche Preisträger war 1997 Bundespräsident RomanHerzog. Im vergangenen Jahr wurde EU-Chefdiplomat Javier Solana mitder Auszeichnung geehrt, die mit der symbolischen Summe von 5000 Eurodotiert ist. Namensgeber des seit 1950 jährlich vergebenen Preisesist Karl der Große.