80 Tote bei Anschlag in Taliban-Hochburg in Afghanistan
Kabul/dpa. - Bei einem der blutigsten Selbstmordanschläge in Afghanistan seit dem Sturz der Taliban vor sechs Jahren sind nach offiziellen Angaben mindestens 80 Menschen getötet worden. Dutzende weitere Menschen seien bei dem Anschlag in der Taliban-Hochburg Kandahar verletzt worden.
Das sagte der Provinzgouverneur Assadullah Chalid am Sonntag. Der Attentäter habe sich während eines Hundekampfes inmitten einer großen Zuschauermenge in die Luft gesprengt, sagte der Gouverneur. Die in Afghanistan beliebten Hundekämpfe waren unter den radikal-islamischen Taliban verboten. Die Behörden gingen davon aus, dass der frühere Kommandeur Hadschi Hakeem Dschan Ziel des Anschlags war, der bis 1995 gegen die Taliban gekämpft hatte. Er sei unter den Toten, hieß es.
In den Krankenhäusern seien 60 Leichen gezählt worden, sagte der Gouverneur. Weitere 20 Tote seien von Verwandten weggebracht worden. Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums bezifferte die Zahl der Verletzten auf über 90. Der einzige ähnlich blutige Anschlag der vergangenen Jahre war im November in der Provinz Baghlan verübt worden. Damals waren unter den 80 Toten zahlreiche Schulkinder und sechs Parlamentsabgeordnete.
Die Bundesregierung verurteilte das «feige Attentat».«Wir teilen die Trauer und Bestürzung des afghanischen Volkes», sagte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier am Sonntag in Berlin. Mit dem Anschlag sollten Angst und Terror unter der Zivilbevölkerung verbreitet werden. «Die für die mörderische Tat Verantwortlichen sollen wissen: Die internationale Gemeinschaft wird sich in ihrem Einsatz für das afghanische Volk nicht beirren lassen.»
Die Region Kandahar gilt als Hochburg der radikal-islamischen Taliban. Von hier aus hatten sie Afghanistan unter ihre Kontrolle gebracht, und auch sechs Jahre nach ihrer Vertreibung von der Macht durch die USA und ihre Verbündeten haben sie hier noch immer großen Einfluss.