60 Jahre nach Kriegsende 60 Jahre nach Kriegsende: Ex-SS-Mann an Massaker beteiligt
Dresden/Freiberg/dpa. - Mehr als60 Jahre nach Kriegsende hat ein in Sachsenlebender früherer SS-Angehöriger seine Beteiligungan einem Massaker in Italien eingeräumt. Derin einem Altenheim in Freiberg lebende AlfredMathias Concina sagte dem MDR, er sei an denVorgängen im August 1944 in Toskana-Dorf Sant'Annadi Stazzema beteiligt gewesen, habe aber keineMenschen erschossen. Der 86-jährige frühereSS-Unterscharführer war im Juni 2005 von einemGericht in Italien in Abwesenheit zu lebenslangerHaft verurteilt worden.
Verfahren in Italien
Bei dem Verfahren vor dem Militärgerichtin La Spezia gegen zehn ehemalige SS-Angehörigeging es um die Ermordung von 560 Zivilistenin dem kleinen Dorf in der Nähe von Lucca.Die Opfer waren vor allem Kinder, Frauen undalte Männer. Die Angeklagten waren nicht vorGericht erschienen, weil Deutschland keineeigenen Staatsbürger ausliefert.
Concina sagte dem MDR: "Die alten Leute wurdenauf den Kirchplatz rausgetrieben und dannist uns ein Licht aufgegangen, was da losgeht. Dann kam der Schießbefehl und die Leutewurden zusammengeschossen." Er habe dem BefehlFolge geleistet: "Klar musste ich auch malschießen, damit das so aussieht. Rechts dawar der Kirchplatz und links habe ich vorbeigeschossen."Nach Angaben des Senders ermittelt die StaatsanwaltschaftStuttgart seit drei Jahren gegen Concina undweitere 14 mutmaßliche Kriegsverbrecher. Essei noch unklar, ob Concina sich tatsächlichvor einem deutschen Gericht verantworten müsse.
Blutbad im August
Das Blutbad in Sant'Anna di Stazzema giltals eines der schwersten Nazi-Massaker. Diedeutsche Wehrmacht und SS-Verbände waren imSommer 1944 auf dem Rückzug vor den US-Truppen.Am 12. August gingen Einheiten der 16. SS-Panzergrenadierdivision"Reichsführer SS" mit beispielloser Grausamkeitgegen die Bevölkerung vor. Nach Augenzeugenberichtenwurden die meisten Bewohner zusammengetriebenund erschossen, andere seien in ihren Häusernoder Ställen mit Handgranaten getötet worden.Später übergossen die Soldaten die Leichenmit Benzin und verbrannten sie.