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#50ShadesOfKurz #50ShadesOfKurz: Wie das Internet die Biographie von Österreichs Ex-Kanzler Sebastian Kurz verspottet

09.09.2019, 06:23
Sebastian Kurz
Sebastian Kurz picture alliance/dpa

Der österreichische Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz muss sich zwei Tage vor der Veröffentlichung seiner Biografie viel Spott und Häme im Internet gefallen lassen. „Sebastian Kurz. Die offizielle Biografie“, geschrieben von der Journalistin Judith Grohmann, liest sich in ersten Leseproben eher wie ein Anschmachten des österreichischen Spitzenpolitikers inklusive Kitschroman-Akzenten.

„Zunächst erblickte ich nur eine Silhouette. 'Ist er es wirklich?', dachte ich mir. Ich sah lediglich einen Teil eines Kopfes, doch der kam mir bekannt vor. Diese dunkelbraunen Haare, die streng nach hinten gekämmt waren, und die kleine, spitze Nase, die aus seinem Gesicht hervorlachte. (...)“, lautet beispielsweise ein Auszug, der vor allem auf Twitter die Gemüter erregt. Unter „#50ShadesOfKurz“ spinnen User die Biografie im gleichen Stil weiter und machen sich über diese lustig.

Bei allem Hohn gibt es aber auch deutliche Kritik an dem Werk, das knapp drei Wochen vor den Nationalratswahlen in Österreich veröffentlicht wird. Vieles spricht dafür, dass Kurz Ende September wieder zum Kanzler gewählt wird. Völlig ausgeblendet wird in Kurz' Biographie derweil der Strache-Skandal oder die Koalition mit der FPÖ. Stattdessen schreibt Grohmann über ihre erste Begegnung mit Kurz: „Er sah aus dem Fenster und blickte gedankenversunken in die Ferne. Ob er uns wahrgenommen hatte, war fraglich. Das helle Sonnenlicht leuchtete in den Raum hinein. Doch das störte ihn nicht. Die Herbstsonne blendete sein Gesicht. Er war vertieft und in Gedanken versunken.“

Die Journalistin hat Kurz nach eigenen Angaben mehrere Jahre lang begleitet und für ihr Buch auch mit seinen Eltern gesprochen. Grohmann selbst bezeichnet sich als „jüngste Investigativ-Journalistin“ Österreichs und will für das Magazin „Profil“ und die Tageszeitung „Die Presse“ gearbeitet haben. Bei ersterem als Chefin vom Dienst, bei „Die Presse“ als Wirtschaftsressortleiterin. Beide Angaben, öffentlich auf Grohmanns Website einzusehen, wurden öffentlich von beiden Arbeitgebern dementiert. Trotz der kitschigen Formulierungen und den Zweifeln an Grohmanns Angaben wurde die Biografie von ÖVP und Kurz offiziell autorisiert – der Spott bleibt.