50 Jahre Luftfahrt-Bundesamt 50 Jahre Luftfahrt-Bundesamt: Sicherheit hat Priorität

Braunschweig/dpa. - Auch über den Wolken ist die Freiheit nichtgrenzenlos. Gesetze und Vorschriften sollen für größtmöglicheSicherheit sorgen. Eine der wichtigstens Kontrollinstanzen ist seit50 Jahren das Luftfahrt-Bundesamt (LBA) in Braunschweig. Ob es umeine Schraube für ein neues Flugzeug geht, um regelmäßige Wartungenoder um die Piloten-Lizenz - mehr als 100 verschiedene Prüfungs-,Zulassungs- und Überwachungsfunktionen werden vom LBA wahrgenommen.«Unser Hauptziel ist der Schutz unbeteiligter Dritter», sagt LBA-Präsident Ulrich Schwierczinki.
«Ob es um die Fluggäste geht oder um den Bürger, der im Gartengrillt - jeder muss sich sicher sein können, dass nichts vom Himmelfällt», erläutert er. Ein funktionierender Luftverkehr sei zudem einwichtiger Wirtschaftsfaktor und «ohne Vertrauen ginge in der Luft nunmal nichts». Deshalb wird in Braunschweig kontrolliert, kontrolliertund noch einmal kontrolliert.
«Wir prüfen nicht direkt die Schrauben, aber wir kontrollieren, obsie für den Flugzeugbau zugelassen sind», erklärt Schwierczinkidiesen Part des Luftfahrt-Bundesamtes. Ebenso muss jeder Hersteller,der ein Flugzeug, einen Hubschrauber oder auch einen Heißluft-Ballonin Deutschland auf den Markt bringt, eine Musterzulassung für dasgesamte Fluggerät aus Braunschweig erhalten.
«Anhand der Papiere wird auch überwacht, ob alle Checks undWartungen erfolgt sind», erklärt der LBA-Chef weiter. DieWartungsbetriebe müssen ebenfalls vom LBA zugelassen sein und werdenstichprobenartig überprüft. Die lückenlosen «Lebensläufe» von allen21 000 in Deutschland zugelassenen zivilen Luftfahrtzeugen - von 630großen Passagiermaschinen bis zum Segelflugzeug - sind beim LBAdokumentiert. Dazu kommen die Unterlagen von 16 000 Berufspiloten.
Und selbst die Finanzen der 120 deutschen Luftfahrtunternehmen,die Instrumenten-Flüge absolvieren dürfen, werden ständig von denBraunschweiger Spezialisten kontrolliert. Nur wer ausreichend Kapitalhat, könne schließlich auch einen sicheren Flugbetrieb gewährleisten.
Eine der bekanntesten Abteilungen des LBA ist die «Task-Force».Sie wurde 1996 nach dem Absturz einer türkischen Maschine vor derDominikanischen Republik gegründet, bei dem 180 deutsche Urlauber umsLeben kamen. Seitdem nehmen die zwölf Mitglieder der «Task-Force» aufallen deutschen Flughäfen ausländische Maschine stichprobenartigunter die Lupe. «Die Qualität der Maschinen und des Personals hat beiausländischen Unternehmen, die Deutschland anfliegen, seitdemzugenommen», versichert der LBA-Präsident.
Stürzt trotz aller Vorsichts- und Kontrollmaßnahmen dennoch einFlugzeug ab, hat das LBA mit den Untersuchungen nichts zu tun. Fürdie Ursachenforschung ist die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung(BfU) zuständig. Sie ist zwar nur einen Steinwurf vom LBA beheimatet,ist aber seit 1998 eine selbstständige Behörde.
Als Geburtsdatum des LBAs gilt der 30. November 1954, damals wurdevom Bundestag ein eigenes Gesetz über das LBA verabschiedet. Diedarin festgeschriebenen Aufgaben haben sich allerdings im Laufe derJahre mit der Zunahme des Luftverkehrs und durch politischeNeuordnungen wie die Gründung der europäischen Luftfahrtbehörde EASAmit Sitz in Köln teils stark geändert.
Um die Zukunft des LBA sorgt sich Schwierczinki allerdings nicht:«Das LBA wird es auch noch zum 75. Jubiläum geben.» Schließlich habesich aus den eher bescheidenen Anfängen mit 28 Mitarbeitern eine dermodernsten Luftfahrtbehörden mit derzeit 400 Beschäftigtenentwickelt, «beispielhaft für die Welt», hieß es in einem Gutachtender Internationalen Zivilluftfahrtorganisation ICAO.