1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Politik
  6. >
  7. 20 000 Zuhörer bei Erdogan-Rede erwartet

20 000 Zuhörer bei Erdogan-Rede erwartet

10.02.2008, 09:36

Köln/dpa. - Zu einer Rede des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan werden heute in der Kölnarena bis zu 20 000 Zuhörer erwartet. Die Rede ist auf Türkisch und wird nicht übersetzt, was einige deutsche Politiker kritisieren.

Die Veranstaltung wird von der Union Europäisch-Türkischer Demokraten organisiert, die Erdogan nahesteht. Nach ihren Angaben wird der Regierungschef seine Politik vorstellen. Mögliche Themen seien der Brand in Ludwigshafen mit neun Toten, die geplante Kölner Zentralmoschee oder das von Erdogan angestrebte Ende des Kopftuchverbotes an türkischen Universitäten.

Mit seinem Vorschlag für türkischsprachige Schulen und Universitäten in Deutschland war Erdogan zuvor auf heftigen Protest gestoßen. Der CSU-Vorsitzende Erwin Huber bezeichnete die Idee als «Gift für die Integration». Auch Politiker der SPD wiesen die Überlegungen zurück. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) rief die türkischen Zuwanderer auf, sich mehr um die Eingliederung in die deutsche Gesellschaft zu bemühen.

Huber warnte in der «Bild am Sonntag» davor, dass rein türkischsprachige Bildungseinrichtungen zur Bildung von Ghettos führen würden. Die Folge wäre eine «Klein-Türkei in Deutschland». Die Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, die ehemalige Berliner Ausländerbeauftragte Barbara John (CDU), sagte im RBB-Inforadio: «Auch ein Ministerpräsident kann mal Unsinn reden.» Erdogan habe sich mit seinem Vorschlag völlig vertan.

Die SPD-Bundestagsabgeordnete Lale Akgün lehnte die Idee ebenfalls ab. «Ich will nicht, dass die Kinder körperlich hier sind und geistig und seelisch in der Türkei. Dort ist eine ganz andere Lebenswelt als hier», sagte Akgün der «Frankfurter Rundschau». Der CDU-Fraktionschef im Berliner Abgeordnetenhaus, Friedbert Pflüger, warb in einem dpa-Gespräch für «Elite-Schulen» und «Elite-Universitäten», an denen sowohl deutsch als auch türkisch unterrichtet wird. Er sei jedoch gegen eine rein türkische Privat-Universität.

Innenminister Schäuble sagte im RBB-Inforadio, die Menschen türkischer Abstammung sollten «sich nicht in die eigene türkische Welt zurückziehen», sondern dafür sorgen, dass sie selbst und ihre Kinder die deutsche Sprache lernen. «Deswegen sollten auch nicht immer neue Ehegatten herkommen, die kein Wort deutsch sprechen, die dann wieder diesen Prozess der Isolierung, der Ausgrenzung und am Ende der Benachteiligung (...) fortsetzen.»