2. Mai 2003 2. Mai 2003: Bush erklärt die Kampfphase für weitgehend beendet

San Diego/Bagdad/dpa. - «Die größeren Kampfhandlungen im Irak sind beendet», sagte einsichtlich bewegter Bush vor fast 5000 Soldatinnen und Soldaten aufdem Flugdeck des Kriegsschiffes. Mit dem militärischen Erfolg im Iraksei ein wichtiger Schritt im weltweiten Kampf gegen den Terrorismusgeschafft.
Bush stellte eine direkte Verbindung zwischen dem gestürztenirakischen Präsidenten Saddam Hussein und dem Terrornetzwerk El Kaidaher, das sich zu den Terroranschlägen vom 11. September 2001 bekannthat. «Die Befreiung des Irak ist ein entscheidender Fortschritt imKampf gegen den Terror. Wir haben einen Verbündeten des El Kaida-Netzwerks ausgeschaltet und eine Quelle der Terrorfinanzierungabgeschnitten», sagte Bush.
«In dieser Schlacht haben wir für die Freiheit gekämpft, für denFrieden auf der Welt. Unsere Nation und unsere Koalition sind stolzauf das Erreichte», erklärte der Präsident. Die «Abraham Lincoln»,die vom Kampfeinsatz im Persischen Golf zurückkam, befand sich nurnoch rund 150 Kilometer vor der kalifornischen Küste. Bush war miteinem Marineflugzeug an Bord des Kriegsschiffes gelandet.
Das Weiße Haus hatte zuvor betont, dass der Irak-Krieg mit BushsErklärung im juristischen Sinn noch nicht zu Ende sei. Denn das würdebestimmte Verpflichtungen der Siegermacht nach sich ziehen, die dieUSA zunächst noch vermeiden wollen. Dazu gehören die unverzüglicheFreilassung der Kriegsgefangenen und die Einstellung der Fahndungnach Vertretern des alten Regimes. Die USA halten rund 7000Kriegsgefangene fest, die sie weiter verhören wollen, um Aufschlussüber vermutete geheime Waffenprogramme zu erhalten.
«Wir haben schwierige Arbeit vor uns», sagte Bush. In Teilen desLandes sei die Sicherheit noch nicht gewährleistet, und die Anführerdes gefallenen Regimes seien noch nicht gefasst. «Sie werden für ihreVerbrechen zur Rechenschaft gezogen.» Die Suche nachMassenvernichtungswaffen und der Wiederaufbau des Landes gingenweiter. «Der Übergang von der Diktatur zur Demokratie wird Zeitbrauchen, aber er ist jede Anstrengung wert», sagte Bush. «UnsereKoalition bleibt, bis die Arbeit erledigt ist.»
Der Kampf gegen den Terrorismus werde entschlossen fortgesetzt.Die Gewaltanwendung bleibe das letzte Mittel, doch werde dieRegierung auch in Zukunft nicht davor zurückschrecken, Bedrohungennotfalls auch militärisch zu begegnen. «Wir werden jedem Regime, dasMassenvernichtungswaffen besitzt, entgegentreten», warnte Bush. «Wirwerden auf Bedrohungen unserer Sicherheit reagieren und den Friedenverteidigen.»
Zur Rede Bushs sagte Regierungssprecher Bela Anda in Berlin, jetztkomme es darauf an, den Frieden im Irak und in der Region zugewinnen. Der Wiederaufbau müsse unter dem Dach der VereintenNationen stattfinden. Deutschland sei bereit, sich in einemangemessenen Maß daran zu beteiligen.
In dem sechswöchigen Irak-Krieg waren bis Donnerstag 138 US-Soldaten ums Leben gekommen und 495 verwundet worden. Amerikanischeund britische Verbände flogen nach Auskunft des US-Zentralkommandos51 000 Einsätze und warfen dabei 28 000 Bomben ab, 70 Prozent davonpräzisionsgesteuert. In der heißen Phase des Krieges waren rund250 000 alliierte Soldaten im Irak im Einsatz.
Bush will nach amerikanischen Medienberichten vom Freitag einenneuen Sonderbeauftragten ernennen, der die Arbeit des US-Verteidigungsministeriums im Irak beaufsichtigen soll. Für dieAufgabe sei der erfahrene Terrorismusexperte Paul Bremer vorgesehen.Bremer (61) werde dem vom Pentagon ernannten Zivilverwalter und Ex-General Jay Garner übergeordnet sein. Damit wolle Bush Kritikern imAusland den Wind aus den Segeln nehmen, die die überragende Rolle desPentagon im Irak mit Misstrauen beobachten, hieß es.
US-Soldaten nahmen in Bagdad ein weiteres Führungsmitglied vonSaddam Husseins Baath-Partei fest. Wie der von den USA in Bagdadeingerichtete Radiosender berichtete, handelt es sich um Misban ChidrHadi, ein Mitglied des Revolutionären Kommandorates. Hadi war mit derVerteidigung der Region Mittlerer Euphrat betraut. Ihm werdenzahlreiche Menschenrechtsverletzungen zur Last gelegt. Er ist dieNummer 41 auf der amerikanischen Liste der 55 meistgesuchten Iraker.

