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11. September 2001 11. September 2001: Wurden Terroranschläge nicht in Hamburg geplant?

24.10.2003, 13:19
Dem Marokkaner Abdelghani Mzoudi wird Beihilfe zum Mord in 3066 Fällen und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen. (Foto: dpa)
Dem Marokkaner Abdelghani Mzoudi wird Beihilfe zum Mord in 3066 Fällen und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung vorgeworfen. (Foto: dpa) REUTERS/POOL

Hamburg/dpa. - Die Anschläge vom 11. September 2001 wurden nach Überzeugung des Bundesamtes für Verfassungsschutz nicht von der Hamburger Gruppe um den Todespiloten Mohammed Atta, sondern in Afghanistan geplant. Im Terrorprozess gegen den Marokkaner Abdelghani Mzoudi vor dem Hanseatischen Oberlandesgericht widersprach Verfassungsschutz-Chef Heinz Fromm am Freitag der Anklage.

Die Zelle um Atta sei erst im Dezember 1999 von der El Kaida in Afghanistan rekrutiert worden, sagte Fromm. Mzoudi wird von der Bundesanwaltschaft vorgeworfen, seinen arabischen Freunden in Hamburg bereits im Frühjahr 1999 Beihilfe zu den hier vorbereiteten Anschlägen geleistet zu haben. Die Verteidigung beantragte die sofortige Aufhebung des Haftbefehls.

Fromm war auf Antrag der Verteidigung als Zeuge geladen worden, nachdem er der «Süddeutschen Zeitung» im vergangenen September ein Interview gegeben hatte. Dort hatte der 55-Jährige erklärt, die Anschläge seien in Afghanistan und nicht in Deutschland geplant worden. Ergebnis der Bewertung der Verfassungsschützer sei, dass die Idee, «das World Trade Center ins Visier zu nehmen in Afghanistan entstanden ist. Die aus Deutschland Kommenden sind Gegenstand dieser Planung geworden», erklärte Fromm vor Gericht.

Die Hamburger Zelle habe «mit Sicherheit» einen Beitrag zum Dschihad (Heiliger Krieg) leisten wollen. Aber erst «in Afghanistan sind sie auf das Ziel gerichtet worden». Möglicherweise habe sich die Gruppe um Atta schon früher - zum Beispiel in Tschetschenien - am Dschihad beteiligen wollen. Es habe aber vor Dezember 1999 keine Ausbildung in diese Richtung gegeben. «Vor Ende 1999 haben die hier in Rede stehenden Personen keine Aktivitäten unternommen, die mit Flugausbildung zu tun hatten», sagte Fromm aus.

Die Anklage geht dagegen davon aus, «dass die Vereinigungsmitglieder (in Hamburg) spätestens im Frühsommer 1999 den konkreten Entschluss fassten, den Vereinigten Staaten durch Terroranschläge mittels entführter Flugzeuge einen schweren Schlag zu versetzten und Tausende von Menschen zu töten». Bereits im ersten Prozess um die Anschläge vom 11. September gegen Mounir El Motassadeq hatte die Anklage wie im Mzoudi-Prozess argumentiert. Motassadeq war im Februar wegen Beihilfe zum Mord zur Höchststrafe von 15 Jahren Haft verurteilt worden.

Motassadeq war auch im Verfahren gegen Mzoudi als Zeuge aufgetreten. Er hatte das, was Fromm nun bestätigt hat, in einer Erklärung verlesen. Der Vorsitzende Richter im Verfahren gegen Mzoudi, Claus Rühle, drückte sein Erstauen über die Aussage von Fromm aus. «Dann ist ja das, was der Zeuge Motassadeq in seiner Erklärung gesagt hat, richtig gewesen, dann hätte er ja freigesprochen werden müssen», sagte er.

Das Verfahren soll am 30. Oktober fortgesetzt werden.