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1. Mai in Berlin 1. Mai in Berlin: Illegale Demo sonnige Feste und viel Polizei

01.05.2016, 12:52

Berlin - Der 1. Mai in Berlin war ein überwiegend friedlicher Feiertag. Nach dem Ende der „Revolutionären 1. Mai Demonstration“ kam es zwar am Sonntagabend zu Gewaltausbrüchen, doch die Polizei beendete die Attacken rasch. Mehrere Störer wurden festgenommen. Einige Menschen wurden verletzt, darunter auch mindestens drei Polizisten.

Zumeist schwarz gekleidete Teilnehmer attackierten die Einsatzkräfte mit Steinen und Flaschen. Auch betrunkene Touristen sollen unter den Angreifern gewesen sein.

Die Beamten stürmten in die Menge und griffen Randalierer heraus. Schaulustige fotografierten die Szenerie. Sanitäter behandelten Verletzte mit blutenden Wunden.

Polizeisprecher Stefan Redlich zeigte sich am Abend dennoch mit dem Verlauf zufrieden. Es habe keine Randale während der großen Demonstration gegeben. Jahrelang sei Berlin am 1. Mai das Synonym für Gewalt gewesen - gemessen daran sei die Bilanz positiv.

Der Aufzug unter dem Motto „Grenzenloser Widerstand - gegen Krieg und Kapital“ war nach einer verkürzten Route am Lausitzer Platz zu Ende gegangen. Die Polizei sprach von etwa 13.000 Teilnehmern, die Veranstalter von 20.000. Im Vorjahr hatten sich etwa 18.000 Menschen an dem Zug beteiligt.

Mehrere tausend, zum Teil schwarz gekleidete Demonstranten waren am frühen Abend illegal durch das „Myfest“ auf dem Oranienplatz gelaufen. Die Polizei hatte eine Demonstration durch das Straßenfest aus Sicherheitsgründen untersagt, griff aber nicht ein. Viele der Teilnehmer waren vermummt. Sprechchöre wie „Nie wieder Deutschland“ wurden skandiert. Nach der Spontan-Aktion zog die Menge weiter zum Moritzplatz, wo die „Revolutionäre 1. Mai Demonstration“ startete.

Polizisten mit Helmen flankierten den Zug. Immer wieder wurden bengalische Feuer gezündet, Parolen gegen Rassismus und Kapitalismus gerufen. Es gab einzelne Flaschenwürfe.

Die Demonstranten waren vor Gericht mit ihrer Forderung gescheitert, durch das „Myfest“ zu ziehen. Mit der Spontan-Demo wollten sie ein Zeichen gegen das vermeintliche Verbot setzen, wie die Organisatoren mitteilten.

Von der „Revolutionären 1.-Mai Demonstration“ war immer wieder Gewalt ausgegangen, die aber in den Vorjahren abnahm. Bereit stehende Wasserwerfer setzte die Polizei nicht ein. Rund um den 1. Mai waren in Berlin etwa 6200 Polizisten im Einsatz. In Hamburg löste die Polizei eine Demonstration Linksautonomer mit Wasserwerfern auf.

Bei dem riesigen Straßenfest in Kreuzberg hatten Zehntausende friedlich den sonnigen Maitag gefeiert. Das Gedränge war so groß, dass am späten Nachmittag Gitter aufgestellt und Zugänge gesperrt werden mussten. Auch U-Bahnen der Linien 1 und 8 hielten nicht mehr an allen Stationen.

Viele Familien waren unterwegs, auch zahlreiche Touristen wollten sich das Fest nicht entgehen lassen. Grünen-Fraktionschefin Ramona Pop lobte die Berliner Polizei. Sie setze seit Jahren erfolgreich auf Deeskalation. Die Hauptstadt-Polizei setzte auch in diesem Jahr auf eine Doppelstrategie aus Gesprächen und hartem Durchgreifen bei Gewalt.

In diesem Jahr war das „Myfest“ anders als zuvor als politische Versammlung angemeldet, daher war die Polizei für die Sicherheit zuständig. Glasflaschen durften nicht mitgebracht werden, trotzdem liefen viele Besucher am Nachmittag mit Bierflaschen herum.

Die Walpurgisnacht blieb laut Polizei störungsfrei, es wurde friedlich gefeiert oder demonstriert. Es gab nur eine Festnahme. 21 Personen wurden überprüft.

Seit 1987 brach am 1. Mai in Berlin besonders in der Dunkelheit immer wieder Gewalt aus. 2009 wurden fast 500 Polizisten verletzt, 2015 waren es in der Walpurgisnacht und am Abend des 1. Mai noch 41. Im Vorjahr, das als bislang friedlichstes Maifest in Berlin galt, waren an beiden Tagen noch 53 Randalierer festgenommen worden.

Hunderte Gegendemonstranten stellten sich am Sonntag Aufmärschen von Rechten in Weißensee, Hohenschönhausen und Schöneweide entgegen. 14.000 Menschen beteiligten sich laut DGB in Berlin an der traditionellen Kundgebung der Gewerkschaften. (dpa)