Photovoltaik Photovoltaik: Q-Cells schüttelt Krise ab
BITTERFELD-WOLFEN/MZ. - Gute Nachrichten aus dem Hause Q-Cells: Der krisengeschüttelte Solarzellen-Hersteller aus Bitterfeld-Wolfen schreibt erstmals seit mehr als einem Jahr wieder Gewinne. Vor Zinsen und Steuern erwirtschaftete das Unternehmen im zweiten Quartal ein Ergebnis von 27,1 Millionen Euro. Zum Vergleich: Im Vorjahreszeitraum betrug der Verlust 65,5 Millionen Euro. "Es zeigt sich, dass unser Restrukturierungsprogramm Früchte trägt. Wir sind auf dem richtigen Weg", sagte Q-Cells Vorstandschef Nedim Cen.
Geholfen hat dem Konzern - wie der gesamten Branche - der Solarboom in Deutschland. Die Umsätze von Q-Cells schnellten im zweiten Quartal auf 333,5 Millionen Euro. Dies ist ein Plus von 144 Prozent zum Vorjahresquartal und immer noch ein Zuwachs von 44 Prozent zum Vorquartal. Im Verhältnis zum Umsatz fällt der Gewinn eher bescheiden aus, wie auch Cen einräumt. "Wir haben eine schwierige Phase hinter uns. Es ist ein wichtiger Schritt, dass wir Gewinne machen. Wir sind aber noch nicht da, wo wir hin wollen."
Bei Q-Cells mit 2 200 Mitarbeitern herrscht wieder Optimismus - nach der Devise: Das Schlimmste liegt hinter uns. Ende 2009 musste der Konzern 500 Mitarbeiter entlassen und baute seine Geschäftsfelder kräftig um. Unter anderem stieg das Unternehmen in die Produktion von Solar-Modulen ein, die jetzt auch direkt an die Endkunden verkauft werden. Zuvor war Q-Cells weitgehend ein reiner Zellen-Produzent. Durch den eigenen Vertrieb kann das Unternehmen nun stärker seinen Absatz selbst beeinflussen. Q-Cells soll nach Worten von Cen ein Premium-Hersteller werden. "Uns ist Qualität wichtiger als der reine Absatz", so der Q-Cells-Chef. Vor allem setzt das Unternehmen auf hohe Wirkungsgrade seiner Zellen. Dies heißt, die Leistung der Anlagen soll hoch sein. So wird möglichst viel Sonnenkraft in elektrische Energie umgewandelt. Ob die Kunden auch bereit sind, dafür höhere Preise zu zahlen, wird sich zeigen.
Ziel von Cen ist es aber auch, preislich mit der starken asiatischen Konkurrenz Schritt zu halten. In Bitterfeld-Wolfen betreibt das Unternehmen zwei hochmoderne Fertigungslinien mit einer Kapazität von 500 Megawatt. Zudem wird derzeit eine neue Fabrik in Malaysia in Betrieb genommen, die Ende des Jahres eine Kapazität von 600 Megawatt besitzen soll.
Für das zweite Halbjahr 2010 zeigte sich Cen trotz deutlicher Kürzungen bei der deutschen Solarförderung optimistisch. "Wir erwarten einen stabilen Markt mit stabilen Preisen." Er sehe eine sehr starke Nachfrage nach Solarzellen und -modulen. Der Umsatz werde aus Deutschland kommen, aber auch aus den Märkten in Italien, Frankreich und Osteuropa. "Wir werden weiter in die USA gehen."
Am Mittwoch hatten bereits die beiden deutschen Solarzellen-Produzenten Bosch Solar Energy und Solarworld positive Singnale gesetzt. "Wenn Bosch investiert, dann langfristig", sagte der Vorstandschef der Bosch Solar Energy AG, Holger von Hebel. Das Hauptquartier der neuen Solar-Sparte samt Forschungszentrum, die aus Ersol hervorging, entsteht in Arnstadt (Thüringen), wo in den nächsten Jahren mehr als eine halbe Milliarde Euro investiert werden sollen. In der kommenden Woche geht eine neue Fabrik in Betrieb, in der bis zu 90 Millionen Solarzellen pro Jahr gefertigt werden. Im sächsischen Freiberg errichtet Solarworld aus Bonn gerade eine dritte Fertigungsanlage für Solarmodule.