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Opel-Übernahme Opel-Übernahme: Magna drückt aufs Tempo

02.06.2009, 15:59

New York/Rüsselsheim/dpa. - Offene Fragen sollten in denkommenden vier bis fünf Wochen geklärt werden, sagte der Co-Vorstandsvorsitzende von Magna, Siegfried Wolf, am Mittwoch nacheiner Betriebsversammlung in Rüsselsheim. Der Opel-Betriebsratschloss einen Rückzug des Zulieferers von den Übernahmeverhandlungenaus. Derweil bleiben Opel der US-Markt und China auch nach demRückzug der insolventen US-Konzernmutter General Motors (GM) vorerstversperrt.

Magna als potenzieller neuer Opel-Investor habe GM dies zusagenmüssen, erklärte Magna-Chef Frank Stronach laut amerikanischen Medienim kanadischen Ottawa. «Die Vereinbarung mit GM verbietet uns Opel-Verkäufe in den USA.» Dies gelte zunächst auch für China, wo Opelbislang von GM nur mit kleinem Händlernetz geduldet wurde. Nach denPlänen des Betriebsrats soll Opel mittelfristig hingegen weltweitAutos verkaufen. Nach den bisher bekannten Plänen von Magna wird GMan dem neuen europäischen Autobauer 35 Prozent halten.

Opel-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz zeigte zwar Verständnis,dass GM Opel zunächst weiterhin nicht in Nordamerika dulde, weil dasinsolvente Unternehmen vier Marken «vom Netz nehmen und ZehntausendeArbeitsplätze» abbauen müsse. «Aber da ist das letzte Wort noch nichtgesprochen», betonte Franz. Dasselbe gelte auch für Asien. «Die MarkeOpel wird am Ende des Tages eine globale Marke sein auf allen Märktenin dieser Welt», sagte er. Das Thema müsse innerhalb der kommendenfünf Jahre auf den Tisch.

Auch Stronach sagte laut US-Wirtschaftsagentur Bloomberg, er könnesich eine Änderung der Abmachung vorstellen, wenn es für GM sinnvollsei. «Ich glaube sehr, dass man einige Dinge immer ändern kann, wennman mit einem guten Vorschlag kommt, der für alle sinnvoll ist.»

Opel hatte stets beklagt, als Teil von GM seine Autos nur inbegrenztem Umfang unter der Konzernmarke Saturn auf dem großenUS-Markt verkaufen zu können. GM hatte zu Wochenbeginn Insolvenzangemeldet. Magna soll mit russischen Partnern - der Sberbank und demAutohersteller GAZ - die Mehrheit bei Opel übernehmen. Ziel des neueneuropäischen Autobauers nach dem Einstieg ist es laut Betriebsrat,mittelfristig weltweit zwei Millionen Einheiten zu verkaufen. DerUnternehmenssitz soll in Rüsselsheim sein.

Gute Nachrichten meldete Opel vom deutschen Automarkt: DerHersteller baute seinen Marktanteil nach eigenen Angaben im Mai mit39 256 Zulassungen um 10,21 Prozent im Vergleich zum Vorjahr aus. Inden ersten fünf Monaten des Jahres steigerte Opel den Absatz um rund21 Prozent auf knapp 150 000 Autos. Europaweit hatte Opel/Vauxhall inden ersten vier Monaten 2009 hingegen einen Absatzrückgang von 21,8Prozent im Vergleich zum Vorjahr hinnehmen müssen.

Der Vorsitzende des Ost-Ausschusses der deutschen Wirtschaft,Klaus Mangold, begrüßte, «dass die russische Industrie und die größterussische Bank Flagge zeigen und sich bei Opel engagieren». Mangoldsagte der Zeitung «Die Welt» (Donnerstag), das Engagement stärkeOpel, aber auch Russlands Autoindustrie. Die große Herausforderungbestehe nun darin, den Technologietransfer gut zu managen. DieSberbank und die GAZ-Gruppe sähen den Einstieg bei Opel als solidesInvestment und nicht als kurzfristiges Abenteuer.

Der marode russische Autobauer und potenzielle Opel-Partner GAZhat derweil Schwierigkeiten beim Verkauf seiner bislang einzigenausländischen Beteiligung. Die Veräußerung des britischenNutzfahrzeugherstellers LDV an das malaysische Unternehmen Weststarsei geplatzt, berichtete die Moskauer Tageszeitung «Kommersant».Grund dafür sei nach britischen Medienberichten die Weigerung derRegierung in London, LDV finanziell zu unterstützen. Damit stehe LDVvor der Pleite.

Die vom Oligarchen Oleg Deripaska kontrollierte GAZ-Gruppe iststark verschuldet und musste die Produktion in den vergangenenMonaten deutlich zurückfahren. Das Unternehmen soll mit seinemVertriebsnetz für Opel zum Türöffner in Russland werden.

Erste Erfolge bei ihrer Neuordnung hat die insolvente ehemaligeOpel-Mutter GM erzielt. Das Unternehmen gab bekannt, dass es seineGeländewagenmarke Hummer an einen chinesischen Spezialmaschinen-Hersteller verkauft. Die Sichuan Tengzhong Heavy Industrial MachineryCo werde den Hauptstandort von Hummer in den USA belassen, gab GMbekannt. GM will auch nach der zur Sanierung geplanten Schrumpfkur anden Töchtern in den Wachstumsmärkten Asien und Lateinamerikafesthalten. Der Konzern will sich von einer Reihe von Marken trennen,darunter auch die schwedische Tochter Saab. Einen Preis für Hummernannte GM zunächst nicht.