1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Ökumenischer Kirchentag: Ökumenischer Kirchentag: Hoffnung ist immer

Ökumenischer Kirchentag Ökumenischer Kirchentag: Hoffnung ist immer

16.05.2010, 17:10
Andreas Montag
Andreas Montag MZ

HALLE/MZ. - Versucht man den Erfolg des MünchnerMassentreffens christlicher Laien mit ihrenKirchenführern und Polit-Promis nach den Maßstäbenvon Parteitagen zu bewerten, wird sich derDaumen senken müssen: Es gibt keine neuenVorstände, keinen neuen Kurs. Und das überfälligegemeinsame Abendmahl von Katholiken und Protestantenschon gar nicht. Jedenfalls nicht offiziell,weil sonst der Heilige Vater in Rom seinenAlleinvertretungsanspruch gefährdet siehtund zwangsläufig sauer wird.

Alles beim Alten also. Aber ein fröhlichesFest, auch bei Bibbertemperaturen. Wer jemalseinen Kirchentag besuchte, wird wissen, dassdas Völkchen sich nicht deprimieren lässt.Munter zieht man von Veranstaltung zu Veranstaltung,die Papphocker werden nicht kalt.

Dies ist zweifellos die gute Botschaft desÖkumenischen Kirchentags: Es gibt sie noch,die Christen. Und sie wollen sowohl miteinanderreden als auch mitreden, Katholiken wie Protestanten.An Gesprächsstoff war kein Mangel: Die Kircheselbst ist durch Prügel- und Missbrauchsskandaleschwer erschüttert. Aber auch durch strukturelleErstarrung. Der Frieden, zentrales Thema allerChristen, bleibt unsicher. Hinzu kommt dasfrei galoppierende Kapital, das sich an derGier seiner Reiter verschluckt, während sozialeGerechtigkeit ein frommes Wort für Gläubigebleibt.

Man darf von einem Kirchentag allerdings auchnicht erwarten, dass er die Welt im Handstreichretten könnte. Schon gar nicht, wenn man selberlieber konsumiert als diskutiert. Wunder dauernetwas länger, auch bei Christen. Um so größerdas allgemeine Interesse an der geläutertenSünderin Margot Käßmann. Nach Alkoholfahrtund Rücktritt von höchsten Ämtern in der evangelischenKirche kehrte sie nun als Star zurück.

Es gab Wichtigeres. Immerhin ist auch derUnsinn, muslimischen Frauen unsere Kleiderordnungverpassen zu wollen, auf die Tagesordnunggekommen. Und dass die Ökumene, die Christenund Nichtchristen zusammenführt, vielerortslängst praktiziert wird, ist noch ein Punkt.Der ist in München bekräftigt worden.

Kontakt zum Autor:Andreas Montag