Öko-Bewusstsein Öko-Bewusstsein: Sind Studenten Umwelt-Muffel?
Halle/MZ. - "Mein Ökobewusstsein? Das ist eher mäßig", gibt Paula K. (Name von der Redaktion geändert) ehrlich zu. Die 24-jährige Studentin aus Halle engagiert sich nicht bei Greenpeace und kettet sich auch nicht an Zugschienen, wenn ein Castor-Transport naht. Aber ihr schlechtes Gewissen wird dennoch ab und zu wach. Zum Beispiel wenn sie am Recycling-Apparat an der Uni steht. "Eine komplizierte Anlage, die ich anfangs nicht durchschaut habe", so Paula. "Aber Übung macht den Meister."
Der Müll wird getrennt
Und Paula steht in Sachen Umweltfreundlichkeit gar nicht so schlecht da - im Vergleich zu vielen ihrer Kommilitonen. Sie wohnt mit zwei Mädchen in einer WG in der Innenstadt und immerhin wird da der Müll getrennt. Das tun schließlich nicht alle Studenten. Man kennt es: der Aschenbecher-Inhalt von drei Abenden WG-Küche landet zusammen mit den Bananenschalen, leeren Joghurtbechern und der Coladose in der Mülltüte und dann ab damit in die graue Hausmülltonne. Gar nicht gut. Weiß man ja eigentlich auch. Aber der Weg zum Recyclingcontainer ist weit und die Mühe des Sortierens fast nicht zu bewältigen, oder?
Für Paula und ihre Mitbewohnerinnen Susanne und Stephanie ist die Mülltrennung klare Sache: "Das muss einfach sein und man gewöhnt sich schnell daran. Wir trennen Glas, Papier, Plastik und Restmüll. Die extra Bio-Tonne haben wir aber abgeschafft, weil die immer so riecht."
Wenn das Licht auf dem Flur stundenlang sinnlos brennt oder der Wasserhahn stetig tropft, ist das auch nicht wirklich nötig - findet Stephanie. Die 23-Jährige studiert Geographie und da weiß man: "Wasser ist kostbar." Genau. Und soll nicht sinnlos ins WG-Waschbecken tropfen. Deswegen hat sie sogar schon mal einen Zettel aufgehängt, damit jeder den Wasserhahn richtig zudrehen soll. "Der ist aber auch ein bisschen kaputt."
Doch sonst sieht es Stephanie jedenfalls locker. Sie würde sich lieber für Menschenrechte engagieren oder für Verbesserungen in der Stadt einsetzen: "Zum Beispiel bei der Gesellschaft für bedrohte Völker. Umweltschutz ist eher nicht so mein Ding, zumindest nicht, was aktive Arbeit in einem Verein oder einer Organisation angeht."
Müsli gibt es bei Paula, Stephanie und Susanne auch manchmal, nur die Birkenstocksandalen bleiben an den Füßen anderer. Doch halt! Da ist es wieder. Das Klischee vom Öko-Studenten. Und das gilt nicht mehr - da sind sich die drei WG'lerinnen einig. "Heute studieren so viele verschiedene Leute, da hat man alles dabei", meint Stephanie.
Studis sind verschieden
"Ich kenne ganz Harte, die sich nur mit kaltem Wasser waschen, weil sie Energie sparen wollen. Und natürlich gibt es ganz viele, die sich darum überhaupt keinen Kopf machen, sinnlos Müll produzieren, Energie verschwenden und mit dem Auto zur Uni fahren."
Im Hörsaal hört es auf
Solche Zeitgenossen fallen dann natürlich auch auf dem Campus negativ auf. Denn dort gibt es genug Möglichkeiten, schön brav, das heißt in diesem Fall umweltfreundlich zu sein. "Es gibt ja an vielen Stellen diese Container zur Mülltrennung und wenn die da sind, nutze ich die eigentlich auch", meint Paula. Trotzdem nimmt bei vielen Studis das Umweltbewusstsein rapide ab, sobald sie einen Hörsaal betreten. Ist man einmal in ein liegen gelassenes Pausenbrot getreten oder hat eine ganze Vorlesungsstunde lang verzweifelt versucht, den Kaugummi abzukratzen, der erst unter der Bank klebte und jetzt an der Jeans - dann weiß man ganz genau, wovon hier die Rede ist.