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Oberstes Gericht hat Chrysler-Zukunft in der Hand

07.06.2009, 13:06

New York/dpa. - Die Zukunft des insolventen Autobauers Chrysler liegt nun in den Händen der obersten US-Richter. Chrysler-Gläubiger, die sich gegen die Übernahme des insolventen Herstellers durch den italienischen Fiat-Konzern sperren, zogen vor das Oberste Gericht der USA.

Der Knackpunkt: Sie wollen, dass die Richter den Abschluss der Übernahme bis zu ihrer Entscheidung aussetzen, wie US-Medien am Sonntag unter Berufung auf Gerichtsunterlagen berichteten. Das könnte den Deal für Wochen oder Monate blockieren und Fiat möglicherweise zum Ausstieg bewegen.

Fiat kann zum 15. Juni das Geschäft platzen lassen, wenn es bis dahin nicht rechtlich sicher ist. Ein Berufungsgericht in Manhattan hatte am Freitag die Einwände der Gläubiger abgewiesen und den Abschluss des Deals zunächst nur bis Montagnachmittag US-Ostküstenzeit (16.00 Uhr/22.00 Uhr MESZ) ausgesetzt. Das ist nach Ansicht der Gegner der Übernahme zuwenig.

Die Gläubiger - drei Rentenfonds des Bundesstaates Indiana - wehren sich dagegen, dass ihre Forderungen weitgehend verfallen sollen. Chrysler schuldet ihnen 42 Millionen Dollar. Nach dem Sanierungsplan, dem 92 Prozent der Gläubiger zugestimmt haben, sollen die Geldgeber nur etwa 29 Cent auf jeden Dollar zurückbekommen, den Chrysler ihnen schuldet. US-Medienberichten zufolge wären die Einbußen der Indiana-Pensionsfonds jedoch deutlich geringer als das: Sie hätten die Chrysler-Schuldpapiere erst im Juli vergangenen Jahres mit massiven Abschlägen gekauft, und zwar zu 43 Cent auf einen Dollar Nominalwert.

Insgesamt steht der Autobauer bei privaten Gläubigern mit knapp sieben Milliarden Dollar (5 Mrd Euro) in der Kreide. Sie sollen insgesamt nur zwei Milliarden Dollar zurückbekommen.

Die US-Regierung versucht, Chrysler in einem Eilverfahren durch die Insolvenz zu bringen und zur Sanierung in die Hand von Fiat zu legen. Noch zum Start des Gläubigerschutzverfahrens am 30. April hatten die meisten Fachleute den raschen Neuanfang für unmöglich gehalten. Nun könnte Chrysler die Insolvenz in den nächsten Tagen verlassen, wenn das Oberste Gericht die Gläubiger abschmettert.

Die Italiener sollen zunächst 20 Prozent an Chrysler übernehmen und über mehrere Schritte die Option auf eine spätere Mehrheit haben. Vorerst wird aber die Autogewerkschaft UAW im Tausch für Milliarden-Zugeständnisse die Mehrheit an Chrysler halten, die USA und Kanada den Rest.

Gelingt das Eil-Modell bei Chrysler, könnte der ebenfalls insolvente GM-Konzern könnte sich ebenfalls Hoffnung auf ein erfolgreiches schnelles Verfahren machen.