1. MZ.de
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Nutzfahrzeuge: Nutzfahrzeuge: Scania lehnt Übernahmeangebot vom MAN ab

Nutzfahrzeuge Nutzfahrzeuge: Scania lehnt Übernahmeangebot vom MAN ab

18.09.2006, 06:35

München/dpa. - Nur wenige Stundennach Bekanntgabe der MAN-Offerte für Scania über rund 9,6 Milliardenlehnten am Montag sowohl der Scania-Aufsichtsrat als auch die zurWallenberg-Familie gehörende Holdinggesellschaft Investor das Angebotab.

MAN-Chef Hakan Samuelsson zeigte sich dennoch zuversichtlich fürdie Pläne. «Wir sind sicher, dass wir am Ende Unterstützung für dasAngebot bekommen werden.» Man führe jetzt «den Dialog unter anderenVoraussetzungen weiter als bisher». Die Offerte komme zur richtigenZeit, ein Zusammengehen von MAN und Scania schaffe eine starkePlattform für Wachstum, erklärte Samuelsson.

Die Übernahme, mit der MAN zum größten Lastwagen- undBushersteller Europas aufsteigen will, soll den Plänen zufolgegrößtenteils durch eine Barofferte realisiert werden. VomGesamtvolumen würden 7,5 Milliarden Euro in bar und die übrigen 2,1Milliarden Euro in Form von neu auszugebenden MAN-Aktien angeboten,hieß es. Pro Scania-Aktie bietet MAN 0,151 neue MAN-Stammaktien plus38,35 Euro in bar. Der Maschinenbau- und Nutzfahrzeugehersteller willdabei eine Annahmequote von mindestens 90 Prozent erreichen. Mit demfranzösischen Autobauer Renault hat MAN nach eigenen Angaben bereitsdie Übernahme von dessen Aktienpaket vereinbart. Renault hält 2,85Prozent des Kapitals und 5,18 Prozent der Stimmrechte an Scania.

«Wir glauben, wir haben ein sehr gutes Konzept, das sowohl denAnteilseignern als auch den Beschäftigten zugute kommt», sagteSamuelsson. Mit den europäischen Wettbewerbshütern habe man bereitsGespräche über die Übernahmepläne aufgenommen, mit größeren Problemensei nicht zu rechnen.

Der Scania-Aufsichtsrat erklärte, die Ablehnung der Offerte sei amSonntag einstimmig ausgefallen, MAN sei darüber noch am gleichen Taginformiert worden. Aus Sicht der Finanzgesellschaft Investor, die mit10,8 Prozent des Kapitals und 19,3 Prozent der Stimmrechtezweitgrößter Scania-Aktionär hinter Volkswagen ist, entspricht dasAngebot nicht dem fairen Unternehmenswert. Volkswagen, dessen ChefBernd Pischetsrieder zugleich Aufsichtsratsvorsitzender von Scaniaist, will sich spätestens am Dienstag zu den Plänen äußern. DerAutobauer hält bei Scania 34 Prozent der Stimmrechte und 18,7 Prozentdes Kapitals.

Samuelsson zeigte sich dagegen überzeugt, dass es sich um eingutes Angebot handele. In den kommenden Wochen werde man den Dialogmit den Scania-Großaktionären fortsetzen. Zu der nach Medienberichtensowohl von Investor als auch von Volkswagen verlangten Beteiligung amneuen Unternehmen erklärte Samuelsson: «Wir heißen einen Dialog überdie Struktur des neuen Unternehmens willkommen. Unser Ziel bestehtdarin, einen europäischen Konzern mit internationalem Aufsichtsratund Management zu schaffen.»

Auf Basis der Zahlen für das Geschäftsjahr 2005 ergebe sich fürMAN und Scania zusammen ein Umsatz von 18,5 Milliarden Euro und einoperativer Gewinn von 1,4 Milliarden Euro. Gemeinsam würden MAN undScania etwa 80 000 Mitarbeiter beschäftigen. Die Hauptverwaltung wäreMünchen, ausgewählte Konzernfunktionen sollten in Södertäljeangesiedelt, erklärte MAN. Auch der Sitz von Scania solle inSödertälje bleiben. MAN will sich im Zuge der Transaktion in eineeuropäische Aktiengesellschaft umwandeln.

Aus dem Zusammenschluss ergäben sich keine Standortschließungen,erklärte MAN. Die Management-Positionen sollten zwischen den MAN undScania aufgeteilt werden.

Umsätze von MAN und Scania, Rangliste der Lkw-Neuzulassungen (Grafik: dpa)
Umsätze von MAN und Scania, Rangliste der Lkw-Neuzulassungen (Grafik: dpa)
dpa