Nomophobiker Nomophobiker: Kein Handy? Angst!
Halle (Saale)/MZ. - Haben Sie noch einen Moment Zeit? Versprochen: Ich fange gleich an, diesen Text zu schreiben, den Sie erwarten und ja auch bezahlt haben (zumindest, wenn Sie ihn in der Zeitung lesen). Aber vorher muss ich dringend - Verdammt, wo ist das Mistding? - mein Handy finden. Ah, da ist das Teil, es kann losgehen.
Ohne Handy, mit diesem Geständnis muss ich beginnen, fühle ich mich unvollständig. Ich leide nämlich an Nomophobie. Das putzige Kunstwort mit dem ernsten Hintergrund steht für "No Mobile Phone Phobia", was übersetzt nichts anderes als die Angst ist, ohne Mobiltelefon dazustehen. Man könnte auch kurz Kein-Handy-Angst sagen.
Diese neue Krankheit wurde erstmals 2008 in England diagnostiziert. Damals lag die Quote der "Nomophobiker" bei circa 50 Prozent. In einer aktuellen britischen Studie stellte sich jetzt heraus, dass mittlerweile zwei Drittel aller Befragten schlicht und ergreifend fürchten, ohne Handy nicht erreichbar zu sein und somit von einem Funk- direkt in ein Kommunikationsloch zu stolpern. Der Anteil der Frauen ist dabei mit 70 Prozent deutlich höher als der der Männer, von denen nur 61 Prozent erkrankt sind. Der durchschnittliche Kein-Handy-Angsthase checkt sein Mobilgerät sagenhafte 34 Mal pro Tag! Nach bisherigen Erkenntnissen breitet sich die Phobie schnell aus und ist nach aktuellem Wissensstand unheilbar. Nur Säuglinge und Kleinkinder sind nicht betroffen.
Ich würde ihnen gerne noch mehr erzählen. Doch dummerweise hat mich auch Fomo ergriffen. "Fear of missing out" ist die Angst, in sozialen Netzwerken etwas zu verpassen. Und deswegen greife ich mir jetzt mein Handy und surfe schnell zu Facebook und Twitter.