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Neues Zeppelin-Projekt Neues Zeppelin-Projekt: Freiherr von Gablenz plant jetzt Luxus-Kreuzfahrten

Von Nils-Viktor Sorge 17.05.2005, 06:39
Hinter einem Modell eines Luftschiffes gestikuliert der einstige Vorstandsvorsitzende der CargoLifter AG, Carl-Heinrich Freiherr von Gablenz bei einer Pressekonferenz in Berlin (Archivfoto vom 17.05.2002). (Foto: dpa)
Hinter einem Modell eines Luftschiffes gestikuliert der einstige Vorstandsvorsitzende der CargoLifter AG, Carl-Heinrich Freiherr von Gablenz bei einer Pressekonferenz in Berlin (Archivfoto vom 17.05.2002). (Foto: dpa) dpa

Neuhardenberg/dpa. - Die Augen von Carl-Heinrich Freiherr vonGablenz glänzen wieder. Vor drei Jahren platzte sein Traum, mit derCargoLifter AG in Brandenburg riesige Luftfrachtschiffe zu bauen. Vorkurzem verteilte er jedoch wieder auf einem Fachtreffen in Wildau(Dahme-Spreewald) höchstpersönlich Prospekte für sein neuestesZeppelin-Projekt.

Auf dem Flugplatz in Neuhardenberg (Märkisch-Oderland) soll mitGablenz' Unterstützung eine neue Luftschiffswerft entstehen. Derfrühere Cargolifter-Chef ist Verbindungsmann Wolfgang von Zeppelins,der das Projekt von Friedrichshafen am Bodensee aus leitet. Wenn esnach ihm geht, kreuzen in ein paar Jahren reiche Touristen inmärkischen Zeppelinen über Europa.

In Berlin ist der Flughafen Tempelhof als Terminal vorgesehen;neun weitere Metropolen sollen mitmachen. Die Planer rechnen mit445 500 Passagieren im Jahr, Rundflüge über den Städten inklusive.«Das ist eine konservative Kalkulation», sagt von Zeppelin.

Die Fachwelt aus der Luftfahrtbranche in Berlin und Brandenburgsteht dem 400-Millionen-Euro-Vorhaben allerdings skeptisch gegenüber.«Das Thema Luftschiffe ist hier mit einem negativen Beigeschmackversehen», sagt Andreas Kaden, Vorstandsvorsitzender der Berlin-Brandenburg Aerospace Allianz (BBAA). «Ich würde das nicht wagen.»

BBAA-Geschäftsführer Wulf Schöde reagiert ähnlich zurückhaltend.«Wenn das klappt, jubeln wir. Aber die Investoren wandern auf einemschmalen Grat.» Es sei äußerst fraglich, ob ein Markt für derartige«Kaffeefahrten» vorhanden sei.

Gablenz geht auf solche Bedenken nicht direkt ein: «Es ist einüberwältigendes Gefühl, wenn Sie durch einen Luftozean gleiten.» Dasses genügend Leute gibt, die 250 Euro für eine Stunde in der 45-Personen-Kabine bezahlen, ist für ihn selbstverständlich. Zeppelinsagt, er habe bei der Kalkulation die volle Unterstützung desReiseveranstalters Dertour, der die Reiseangebote über seine mehr als10 000 Agenturen in Deutschland und Österreich vertreiben könnte.

Vorher müssen Zeppelin und Gablenz noch Investoren finden. Siewollen die Kosten auf Geldgeber an den zehn Standorten wieKopenhagen, London, Paris verteilen. In dem Prospekt, den Gablenzderzeit unter die Leute bringt, locken sie mit einer Umsatzrenditevon 63 Prozent. Fließt das Geld, soll in Neuhardenberg eineWerfthalle entstehen, größer als ein Fußballfeld. Und dazu 200 bis300 Arbeitsplätze, schätzt Zeppelin. Er kündigt an: «Um die normalenFörderungen des Landes würden wir uns auch bemühen.»

In Potsdam heißt es dazu vorsichtig, man begrüße das «privateEngagement» in Neuhardenberg. Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns(CDU) mochte sich jedoch nicht äußern. Die Erinnerung an 2002 istnoch wach, als CargoLifter Insolvenz anmeldete. Das Land hatte fast40 Millionen Euro in das Pleiteprojekt gesteckt.

Für Wolfgang von Zeppelin ist CargoLifter kein Reizwort, imGegenteil. «Das alte Personal ist für uns natürlich interessant.Einige Mitarbeiter haben bei uns schon angerufen.» Möglichstkostengünstig nutzen möchte er zudem CargoLifter-Patente aus derInsolvenzmasse, etwa für den Bau der Hülle der 125 Meter langenGefährte.

Zeppelin, der kein direkter Nachfahre des legendären Grafen ist,glaubt fest an seine Vision von den Luxus-Luftschiffen. «Es ist deruralte Wunsch des Menschen durch die Lüfte zu schweben, das kenntwohl jeder aus seinen Träumen.»