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Neuer Interessent für Karstadt-Häuser

22.06.2009, 14:01

Essen/Fürth/dpa. - Für eine Übernahme von Karstadt- Warenhäusern hat ein weiterer Interessent nach dem METRO-Konzern Interesse angemeldet.

Der Essener Shopping-Center-Betreiber Mfi ist an einigen Karstadt-Filialen des angeschlagenen Arcandor-Konzerns interessiert, bestätigte das Unternehmen am Montag einen Bericht des «Handelsblatts». Der Aussendung des Hauptkataloges der Arcandor- Tochter Quelle steht währenddessen wohl nichts mehr im Wege.

Die Produktion des Katalogs, der für das Überleben des insolventen Versandhauses entscheidend ist, läuft auf Hochtouren. Voraussichtlich am Mittwoch könnten die ersten Exemplare präsentiert werden, sagte Quelle-Sprecher Manfred Gawlas in Fürth.

«Es ist gesichert, dass die geplante Druckauflage von acht Millionen Exemplaren komplett durchläuft», sagte Gawlas. Bei den Quelle-Beschäftigten herrsche große Erleichterung. Nur dank in Aussicht gestellter Staatsbürgschaften waren die Druckmaschinen in der Nürnberger Druckerei Prinovis am späten Freitagabend angelaufen.

Aufatmen können auch fast alle 52 000 Arcandor-Betriebsrentner. Die Betriebsrenten sollen langfristig gesichert sein, sagte ein Vorstandsmitglied des zuständigen KarstadtQuelle Mitarbeitertrusts KQMT am Montag der Deutschen Presse-Agentur dpa. Lediglich für rund 1000 Rentner müsse noch geklärt werden, ob der Trust oder der Pensionssicherungsverein (PSV) zuständig sei. Die Betriebsrenten für die 51 000 Rentner kommen alleinig aus dem Topf des Trusts. Arcandor hat seine Zuzahlungen eingestellt.

Die Zahl der bekanntgewordenen Interessenten an Karstadt-Häusern ist mit dem Immobilienentwickler Mfi auf drei gestiegen. Eine auch an Hertie-Filialen interessierte Investoren-Gruppe will sich zusätzlich um kleinere Häuser bemühen. Das könnten Kaufhäuser sein, die die METRO-Gruppe nicht mit ihrer Tochter Kaufhof zusammenlegen will. METRO-Chef Eckhard Cordes will nach bisherigen Plänen 60 der 91 Karstadt- Filialen übernehmen und zu einer neuen Warenhauskette verschmelzen. Zum Vorstoß von Mfi wollte sich die METRO-Gruppe nicht weiter äußern. Cordes hatte bislang wiederholt betont, dass er das umfassendste Angebot zum Erhalt von Filialen und Arbeitsplätzen abgebe.

Mfi zeigt für einen kleinen Teil Interesse. «Wir halten 20 der 91 Warenhausstandorte für umbaufähig und werden deshalb für sie bieten», sagte Vorstandschef Matthias Böning dem «Handelsblatt». Sein Sprecher Olaf Plotke bestätigte das Interesse. Allerdings wolle sich Mfi die 20 Häuser genau anschauen und prüfen, wo es passe. «Wir sind grundsätzlich an einigen Karstadt-Standorten interessiert», sagte Plotke. Sobald das Insolvenzverfahren über die Konzernmutter Arcandor am 1. September eröffnet sei, werde man sich um eine Übernahme bemühen. Mit einem Immobilienvermögen von 3,9 Milliarden Euro und derzeit 25 Einkaufszentren zählt die Essener Mfi neben der Hamburger ECE zu den größten deutschen Entwicklern und Betreibern von Shopping-Centern.

«Wir haben uns mit allen 91 Standorten beschäftigt», sagte Mfi- Chef Böning. Bislang hätten die Vermieter wegen der hohen Mietzahlungen durch Karstadt sowie hoher Schließungskosten bei Umbauten Übernahmeofferten in der Vergangenheit stets zurückgewiesen. «Durch die Arcandor-Insolvenz wird das nun sicherlich anders werden», erwartet der Mfi-Chef. Inzwischen hat Karstadt die Mietzahlungen an die beiden Immobilienbesitzer Highstreet und Oppenheim-Esch komplett eingestellt. Auch der Trust KQMT bekommt derzeit für seine Immobilien Arcandor-Hauptverwaltung und das Kaufhaus in Augsburg keine Miete.