Neuer Aufsichtsratschef bei der IKB
Düsseldorf/Berlin/dpa. - Bei der angeschlagenen Mittelstandsbank IKB hat die staatliche Bankengruppe KfW den Aufsichtsratsvorsitz übernommen. Nach IKB-Angaben vom Samstag in Düsseldorf wählte das Kontrollgremium den KfW-Direktor Werner Oerter (55) zu seinem neuen Vorsitzenden.
Oerter war bei der Hauptversammlung am Donnerstag neu in den Aufsichtsrat gewählt worden. Unterdessen regt sich in der großen Koalition Widerstand gegen einen schnellen IKB-Verkauf. Der SPD-Haushaltspolitiker Carsten Schneider fordert stattdessen die Komplettübernahme der IKB durch die Staatsbank KfW, berichtet das Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» in seiner jüngsten Ausgabe.
Die KfW hält bisher 43 Prozent der IKB- Anteile und trägt den Großteil der Rettungshilfen. Übernommen werden sollten laut Schneider auch die maroden Investmentvehikel «Rhineland Funding» und «Rhinebridge», über die die IKB ihre verlustreichen Fehlspekulationen abgewickelt hat. Nach sieben bis acht Jahren könne die Bank mitsamt ihrem Portfolio gewinnbringend verkauft werden. «Das ist allemal besser, als sie jetzt zum Schnäppchenpreis zu verschleudern.»
Der Anteil der KfW an der IKB dürfte allerdings schon durch die jüngsten Maßnahmen beträchtlich steigen. Auf der Hauptversammlung wurde eine Kapitalerhöhung gebilligt, die Vorstand und Aufsichtsrat als überlebensnotwendig bezeichnet hatten. Dies soll voraussichtlich im Sommer über die Bühne gehen. Von den damit dem Institut zufließenden 1,5 Milliarden Euro will die KfW mindestens 1,25 Milliarden Euro übernehmen. Hierdurch könnte sich ihr Anteil an der IKB auf bis zu 90 Prozent erhöhen.
Die Neuwahl an der Spitze des Aufsichtsrates war nötig geworden, weil der frühere E.ON-Chef Ulrich Hartmann den Posten als Chefkontrolleur aus Altersgründen niedergelegt hatte. Nach der turbulenten IKB-Hauptversammlung stand die Bank dann zunächst ohne Aufsichtsratsvorsitzenden da.
Der eigentlich für den Posten vorgesehene kommissarische Vorstandschef des Solarunternehmens Conergy, Dieter Ammer, hatte auf eine Kandidatur verzichtet. Zunächst hieß es, die Wahl eines Vorsitzenden sei auf die kommende Aufsichtsratssitzung vertagt worden, ein genauer Termin stehe aber noch nicht fest.
Zum stellvertretenden Vorsitzenden wählte das Gremium Dieter Pfundt, Persönlich haftender Gesellschafter des Bankhauses Sal. Oppenheim jr. & Cie. KGaA. Weiterer stellvertretender Vorsitzender des IKB-Aufsichtsrats bleibt KfW-Vorstand Detlef Leinberger.
Der IKB-Aufsichtsrat hatte sich von vielen Aktionären heftige Kritik anhören müssen - hatte aber jede Verantwortung für das Milliardendebakel der Bank zurückgewiesen. Die Schuld für die Beinahepleite des Instituts trägt nach Darstellung von Hartmann allein der ehemalige Vorstand, der das Kontrollgremium nicht rechtzeitig über Risiken informiert habe.
Zur Absicherung der IKB, die durch Spekulationen rund um minderwertige amerikanische Hypothekendarlehen in Schieflage geriet, sind schon mehr als sechs Milliarden Euro an öffentlichen Mitteln bereitgestellt worden. Insgesamt haben der Bund, die KfW und andere Banken bisher rund 8,5 Milliarden Euro zugeschossen. Ob ein viertes Rettungspaket wegen weiterer Risiken erforderlich wird, ist offen.