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MZ-Serie «Menschen machen Wirtschaft» MZ-Serie «Menschen machen Wirtschaft»: Erfolg mit Halloween-Keksen

Von Christian Schafmeister 16.08.2006, 17:03

Wittenberg/MZ. - Bei seinen Wikana-Keksen greift Geschäftsführer Wolfgang Fischer auch heute immer noch gern zu. "Ich nehme jedoch bloß die warmen vom Band." Sechs Minuten dauert es, bis ein Teigling die 45 Meter lange Backstraße bei 260 Grad durchlaufen hat. Und dort herrscht regelmäßig Hochbetrieb. 500 Kilogramm werden stündlich produziert, 35 Produkte umfasst das Sortiment derzeit. Derzeit, denn die Produktpalette wird oft verändert.

"Was haben sie an Neuigkeiten?" Jedes Jahr muss Fischer auf der Süßwarenmesse in Köln den Einkäufern auf die Frage antworten. "Die kommen meist wie gehetzte Hunde vorbei", berichtet Fischer, "und wenn sie in diesem Moment keine Überraschungen vorweisen können, sind die gleich wieder weg". Konnte Fischer jedoch: Halloween-Kekse, für die sich im Januar vor allem Japaner interessierten. "Das Geschäft kam rasch zustande, gerade schwimmt unser erster Container Richtung Japan", sagt der Wikana-Geschäftsführer.

Fischer hat allerdings nicht nur die Schokoladen-Seite kennen gelernt. Die Treuhand beschloss im August 1992 die Liquidation des Unternehmens, auch die finanzkräftige Konkurrenz im Westen winkte ab. "Mit dieser alten Kiste kann man sicher nichts mehr anfangen", lautete der Tenor. Für Fischer, der im Kombinat Nahrungsmittel und Kaffee beschäftigt und daher schon früh mit dem Betrieb vertraut war, ein Unding. "Ein Leben ohne Wikana war nicht vorstellbar." Fischer erwarb das Unternehmen, einen Monat später ging der Betrieb mit sieben Produkten erneut an den Start. "Unser Kapital war unsere Marke", ist der Geschäftsführer überzeugt. Geld für Werbung oder Investitionen war jedoch kaum vorhanden.

Der Durchbruch gelang erst 2000, als der Klassiker "Othello" wieder ins Sortiment aufgenommen wurde. "Ich hatte mit DDR-Marken eigentlich abgeschlossen", gesteht Fischer, "aber der Othello lief wie verrückt". So verrückt, dass nach einem Monat keine Verpackungsfolie mehr da war. "Zunächst wollt ihr eine Listung und danach könnt ihr nicht liefern" - die Händler reagierten verärgert. "Da stand das Telefon nicht still", so Fischer.

Neben bekannten Marken aus der DDR - Wikana kaufte unter anderem den Namen Hansa Keks und bringt auch Edel Mürbchen erneut in die Regale - setzt Wolfgang Fischer auf neue Bio-Produkte. Da seien deutliche größere Gewinne als etwa mit einem neuen Butterkeks zu machen. Gegenüber großen Konkurrenten habe das Traditionsunternehmen einen zeitlichen Vorsprung. "Bei uns sind die Entscheidungswege viel kürzer, und wir können die Produktion flexibler gestalten", betont Fischer. So überrascht es nicht, dass bereits die ersten vier Bio-Keksprodukte aus Wittenberg in deutschen Verkaufsregalen stehen.