Musiktauschbörse Musiktauschbörse: Napster kauft Gigabeat
San Francisco/Redwood City/dpa. - Die umstrittene Musiktauschbörse Napster hat am Dienstag (Ortszeit) die Übernahme der Internet-Technologiefirma Gigabeat bekannt gegeben. «Gigabeat hat einige für uns sehr interessante und innovative Technologien entwickelt», sagte Napster-Chef Hank Barry. Zugleich droht der Tauschbörse weiterhin die Schließung. US-Bundesrichterin Marylin Hall Patel bezeichnete bei einem erneuten Gerichtstermin die Bemühungen der Tauschbörse zum Schutz copyright-geschützer Musik als «erbärmlich».
Unterdessen bauen die großen Musikunternehmen ihre eigenen Musikvertriebskanäle im Internet aus. «Nach den Ankündigungen der vergangenen Woche glaube ich, dass die Großen Napster nicht mehr brauchen», sagte ein Analyst des Marktforschungsinstituts Gartner Inc. Erst vergangenen Montag hatte der französische Medienkonzern Vivendi Universal den Napster-Konkurrenten eMusic übernommen. Zusammen mit Sony Music und Yahoo will der Konzern seine Musik über das Internet für Abonnenten zugänglich machen. Bertelsmann, AOL Time Warner und EMI hatten ihrerseits mit MusicNet eine kostenpflichtige Großhandels-Plattform im Internet angekündigt. Über den Vertriebskanal soll es künftig auch Napster möglich sein, Musik zu erwerben.
Napster übt sich derweil in Optimismus. Immerhin verzeichnet die kleine Firma rund 70 Millionen Nutzer. Mit der Übernahme von Gigabeat verspricht sich die Tauschbörse zudem, den Auflagen des Gerichts gerecht zu werden. Mit Hilfe der neuen Gigabeat-Technologie soll die Tauschbörse eine bessere Filtermöglichkeit für geschützte Musiktitel erhalten und den Kunden zugleich mehr Komfort bei der Suche nach speziellen Songs bieten, hieß es in einer Mitteilung.
Patel hatte in ihrer einstweiligen Verfügung im März angeordnet, dass Napster den ungehinderten Zugang zu lizenzierten Songs verhindern muss. Nach eigenen Angaben hat Napster bereits 1,7 Millionen Musikdateien gesperrt. Zudem will das Unternehmen Nutzer bestrafen, die die Sperren umgehen und sich geschützte Lieder herunterladen. In einer Eingabe an das Gericht sagte Napster, dass jeder dritte Angestellte inzwischen mit dem Blockieren der Songs beschäftigt sei. Die Vereinigung der amerikanischen Musikindustrie (RIAA) wirft Napster dagegen weiter vor, dass die meisten urheberrechtlich geschützten Titel noch immer verfügbar seien.