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Münchener Rück Münchener Rück: Naturkatastrophen trafen USA wie kein anderes Land

Von TH. MAGENHEIM-HÖRMANN 03.01.2013, 11:24
Diese Bungalows wurden durch die Wucht des Wirbelsturms «Sandy» zerstört. (FOTO: DPA)
Diese Bungalows wurden durch die Wucht des Wirbelsturms «Sandy» zerstört. (FOTO: DPA) AMERICAN RED CROSS

MÜNCHEN/MZ. - Ausgerechnet das Land, in dem der Klimawandel vielfach noch als Hirngespinst belächelt wird, ist 2012 von wetterbedingten Naturkatastrophen wie kein anderes getroffen worden. Erst verwandelte eine Dürre die Kornkammer der USA in Staub, dann verwüstete der Hurrikan Sandy New York. Annähernd die Hälfte aller globalen Schäden von im Vorjahr gesamtwirtschaftlich rund 160 Milliarden Dollar (rund 120 Milliarden Euro) entfielen auf die zwei Schreckensereignisse, bilanziert der Münchner Versicherungsriese Munich Re das Naturkatastrophenjahr 2012. "Diese beiden Naturkatastrophen belegen eindrucksvoll, mit welchen Ereignissen wir künftig häufiger rechnen müssen", stellt Peter Höppe als Chefrisikoforscher des Konzerns klar.

Sandy kostet 38 Milliarden Dollar

Blickt man auf die Summen, für die Versicherer aufkommen müssen, rücken die USA noch mehr ins Zentrum. "Neun Zehntel aller versicherten Schäden aus Naturkatastrophen entfallen 2012 auf die USA", betont Höppe. Rund 38 Milliarden Dollar waren das allein bei Sandy. Rund 20 Milliarden Dollar hat die Dürre Versicherer und staatliche Risikoträger gekostet. Mehrere Milliarden Dollar muss die Assekuranz 2012 für US-Tornados berappen. Die Konzentration auf die USA ist kein Zufall, enthüllt eine Munich-Re-Studie.

Seit 1980 hat sich demnach die Anzahl von Stürmen, Überschwemmungen und Dürren in Nordamerika verfünffacht, während sie in Europa "nur" um den Faktor zwei wuchs. Multipliziert mit der in den USA besonders hohen Konzentration von Werten und der Versicherungsdichte summiert sich das dort auf versicherte Schäden durch wetterbedingte Naturkatastrophen von 500 Milliarden Dollar in den letzten gut drei Jahrzehnten.

"Die hohen Schäden in den USA haben gezeigt, dass stärkere Anstrengungen zur Schadenprävention nötig sind", betont Munich-Re-Vorstand Torsten Jeworrek. Er meint damit vor allem den Hochwasserschutz, um die großen Ballungsräume wie New York besser vor Flutfolgen zu schützen. Anfällig ist auch Infrastruktur, wie Stromausfälle durch Hurrikan Sandy gezeigt haben. Prävention heißt hier, Überlandleitungen unter die Erde zu legen.

Der Klimawandel selbst lässt sich so schnell nicht mehr bekämpfen. Durch ihn verstärktes Extremwetter ist für die nächsten ein bis zwei Jahrzehnte bereits fix vorprogrammiert, stellt Höppe klar. Immer höhere Temperaturen und steigende Meeresspiegel würden das Risiko von Sturmfluten stetig erhöhen. Klimakonferenzen wie zuletzt in Doha brachten zudem keine Fortschritte, so dass die Munich Re jetzt auf bessere Baustandards oder den Bau von Dämmen und Deichen drängt, um die unmittelbaren Folgen zu dämpfen.

Prävention zahlt sich aus

Als Paradebeispiel für einen funktionierenden Hochwasserschutz verweist der Konzern auf Hamburg. Seit der Sturmflut von 1962 hat die Metropole 2,2 Milliarden Euro in Deiche und andere Schutzbauten gesteckt. Seitdem hat es vier weitere Sturmfluten gegeben, die ohne diese Prävention Werte von 17,5 Milliarden Euro vernichtet hätten, hat die Munich Re hochgerechnet. "Prävention zahlt sich auf jeden Fall aus", stellt Höppe klar. Er mache sich auch in niedrigeren Versicherungsprämien bemerkbar. Im Fall von New York kommt aber auch die Prävention teuer. Um den Hafen der Metropole sturmsicher zu machen, seien rund 50 Milliarden Dollar nötig, schätzt Höppe. Das ist etwa die Summe, die durch Sandy soeben insgesamt vernichtet wurde.

Keine Vorbeugung gibt es bei Dürren. Anders als in Europa sind US-Landwirte gegen daraus resultierenden Ernteausfall versichert. Auch in unseren Breitengraden sorgt der Klimawandel dafür, dass Hitzewellen, die bislang alle 20 Jahre kamen, bis 2050 alle drei bis vier Jahre wüten und Lebensmittelpreise steigen lassen. Gegen diese Verteuerungen gibt es keine Versicherung, bedauert Höppe.