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Mordfall Peggy Mordfall Peggy: Hass-Brief an Mutter aufgetaucht

Von Markus Decker Und Julius Lukas 17.10.2016, 20:54

Berlin/Wettin - Im Zusammenhang mit dem Mordfall Peggy ist nach einem Medienbericht ein rechter Hass-Brief an die Mutter des Mädchens aufgetaucht. Wenige Tage nach dem Verschwinden der Neunjährigen im Mai 2001 habe deren Mutter ein anonymes Schreiben erhalten, das laut einem Aktenvermerk der damaligen Soko Peggy beleidigend und „offensichtlich von einem äußerst rechts orientierten Menschen“ verfasst wurde. Unter anderem soll darin geschrieben stehen, dass die Mutter ein so „arisches Kind wie Peggy“ nicht verdient habe. Das berichtet die Bild-Zeitung in ihrer Montagsausgabe.

Schon in der vergangenen Woche hatte der Fund von DNA-Spuren des mutmaßlichen NSU-Extremisten Uwe Böhnhardt in der Nähe von Peggys Leiche für Schlagzeilen gesorgt. Angesichts der neuen Entwicklungen in dem Mordfall äußerte sich am Montag Ramona Hoyer, die Anwältin von Peggys Mutter, zur aktuellen Situation. „Frau Knobloch fühlt sich durch die neuen Erkenntnisse und Ermittlungen um 15 Jahre in der Zeit zurückversetzt“, so Hoyer. Sie sei sehr ergriffen und bestürzt. „Gefühlsmäßig ist es, als seien die 15 Jahre nicht geschehen, als sei es tagaktuell“, zitiert Hoyer ihre Mandantin.

Den aufgetauchten Hass-Brief kommentierte die Anwältin allerdings nicht. Dieser soll in der Ermittlungsakte gefunden worden sein. Ein Sprecher der zuständigen Staatsanwaltschaft Bayreuth bestätigte die Existenz eines solchen Briefes unter Verweis auf die laufenden Ermittlungen nicht, bestritt sie aber auch nicht.

Laut Medienbericht habe der Absender auf den Übertritt von Peggys Mutter zum Islam angespielt. „Dazu, ob Frau Knobloch konvertiert ist, kann ich keine Angaben machen“, erklärte Anwältin Hoyer. Allerdings habe ihre Mandantin sich dem Islam zugewandt und ein Kopftuch getragen, was auch mit ihrem damaligen türkischen Lebensgefährten zu tun gehabt habe. Derzeit bestehe auch Kontakt mit den ermittelnden Behörden. „Die wollen Frau Knobloch erneut befragen“, erklärte Hoyer. Es gebe eine Menge zu bereden. Allerdings müsse noch ein Termin gefunden werden.

Weiterhin unklar ist, wie Böhnhardts DNA an den Fundort der Leiche gekommen ist. Sie wurde an einem Stück Stoff festgestellt. Allerdings schließt die Staatsanwaltschaft Bayreuth eine Verunreinigung der Probe weiterhin nicht aus und kündigte weitere Untersuchungen an. Als Konsequenz aus dem Fund der DNA-Spur nahm am Montag eine Sonderkommission der Thüringer Polizei ihre Arbeit auf. Die Soko soll in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Gera die Fälle ungeklärter Kindstötungen in Thüringen seit 1990 neu untersuchen.

Der Vorsitzende des NSU-Untersuchungsausschusses des Bundestages, Clemens Binninger (CDU), reagierte unterdessen zurückhaltend auf den Bericht von dem Brief an die Mutter. „Der Brief muss nicht vom Täter sein“, sagte er der Berliner Zeitung. Binninger zeigte sich zudem verwundert, dass an 27 Tatorten des NSU keine DNA-Spuren gefunden worden seien, in unmittelbarer Nähe der Leiche Peggys indes schon. „Das macht die Fragezeichen noch größer.“

(mz)